Guinea-Bissau

26. März – 24. April 2019:

Die Einreise in das kleine, uns völlig unbekannte Land bereitete keine Schwierigkeiten und bald befanden wir uns im nächsten westafrikanischen Land.

Im ersten grösseren Ort kauften wir unser Abendessen und die obligaten Sim-Karten. Komischerweise verlangte die von uns ausgewählte Telefonfirma eine Residenz im Lande und mit unserem Pass war eine Registrierung nicht möglich. Darauf fragten wir kurzerhand eine Frau die ebenfalls im Büro wartete, ob sie unsere Karten auf ihren Namen registrieren könnte und sie willigte freundlicherweise gleich ein.

Nach einer Nacht unter Cashewbäumen erwachten wir wegen den vielen Leuten die an der naheliegenden Strasse vorbeigefuhren oder in den Gärten arbeiteten. Die von uns ausgewählte Strasse führte zu einem der einzigen Strände im ganzen Land. Dieser ist jedoch um die 20km lang und soll sehenswert sein. Lediglich die schlechte Qualität der Piste dorthin und die Tatsache, dass es sich um eine Sackgasse handelt hielt unsere Motivation in Grenzen. Trotzdem starteten wir das Abenteuer der 50 km langen sandigen und unebenen Piste bis zur Küste. Viele Leute auf ihren schwerbeladenen Fahrrädern oder gehend begegneten uns und wir grüssten alle mit unserem minimalen Portugiesischen Wortschatz.

Nach der erfolgreichen Bewältigung des schwierigen Terrains, wurden wir mit einem wunderschönen Sandstrand belohnt. Der Strand vor unseren Augen erstreckte sich wirklich so weit das Auge reichte und niemand in Sicht. Während einer kurzen Erkundungsrunde trafen wir eine Gruppe Gemeinschaftsarbeiter die zu lauter Musik tanzten und viel Bier sowie Kokoslikör tranken. Die sozialen und angetrunkenen Arbeitskollegen offerierten uns einige Getränke und wir genossen die Aussicht auf den Sandstrand und die angenehme Gesellschaft.

Unsere Erholungstage nach der anstrengenden Anfahrt lassen sich relativ schnell zusammenfassen. Lesen, Baden, Kleider waschen und Sandburgen bauen waren unsere Tagesaktivitäten. Wir genossen die Ruhe, den frischen Wind und das dadurch angenehme Klima. Fast keine Menschenseele war am Strand zu erkennen. Das Meeresrauschen und die durch den Wind quietschenden Eukalyptusbäume waren unsere Geräuschkulisse.

Zwischendurch besuchten wir das Dorf und kamen mit mehreren Leuten mit Französischkenntnissen ins Gespräch. Wir platzierten unseren Wunsch mit einem Boot auf die andere Seite des Rio Cacheu zu kommen und somit die Rückfahrt auf der schwierig zu befahrenen Piste zu vermeiden. Zwei Einheimische versprachen uns bis zum nächsten Morgen herumzufragen und uns später zu informieren. Der Abend kam schnell und sobald die Dämmerung einsetzte veränderte die kühle Brise ihre Wirkung. Anstatt uns abzukühlen, mussten wir einen Pullover anziehen, um draussen sein zu können.

Der eine Informant Osman bekam eine Nummer eines Fischers die er angeblich mehrmals versuchte anzurufen, bis er merkte, dass es sich um seine eigene Nummer handelte. Der Fischer hatte denselben Namen und er wusste offensichtlich seine eigene Nummer nicht auswendig. Somit blieb noch Ismail übrig, der uns sagte, bis am Abend wisse er sicher ob die Piroge am nächste Tag das Dorf verliesse oder nicht. Später diskutierten wir mit verschiedenen Leuten des Dorfes und lehnten unter anderem einen Privattransport für sagenhafte 200 Euro ab. Schlussendlich gab uns ein Besitzer einer Piroge, welche frischen und getrockneten Fisch nach Cacheu transportiert, grünes Licht für die Überfahrt am nächsten Morgen.

Wie abgemacht trafen wir uns bei Ismails Restaurant kurz nach neun Uhr und brachten gleich unser gesamtes Hab und Gut mit. Schnell erfuhren wir, dass wir noch ein wenig warten müssten, da die Fischer einige Arbeiten zu erledigen hätten vor der Abfahrt. Eine halbe Stunde später führte uns Ismael zum Strand wo die Boote ankommen und entladen bzw. beladen werden. Die hart arbeitenden Einheimischen dort, meinten wir müssten noch einige Stunden warten, da das Wasser noch nicht genug hoch sei und sie noch auf ein weiteres Boot warten müssten. Also breiteten wir unser Solarpanel aus und entspannten uns im Schatten einiger Palmen.

In der Zwischenzeit wurden kiloweise Fische an uns vorbeigetragen und vorbereitet für die Überfahrt. Ausserdem liefen viele Fischer mit gefüllten Stiefeln und Schiffsmotoren auf der Schulter an Land. Um sechs Uhr schliesslich gab uns der Kapitän das Zeichen unser Material transportbereit zu machen und zum Strand zu kommen. Dort mussten wir plötzlich über den Preis verhandeln, denn am Vortag hiess es zu unserem Erstaunen wir könnten gratis mitfahren und das sei kein Problem. Heute allerdings meinte der Kapitän wir müssten pro Kopf umgerechnet 15 Euro bezahlen und uns fiel der Kinnladen herunter, da wir nur aufgrund der Gratisüberfahrt so lange unsere Geduld trainierten. Da wir ein wenig wütend wurden, drückten wir den Preis auf einen Freundschaftsbetrag von knapp 1.50 Euro pro Kopf.

Die Räder inklusive Gepäck wurden schrittweise auf die ungefähr 15 Meter lange Piroge transferiert und bald konnte es losgehen. Im Vorfeld wurde uns gesagt die Fahrt dauere ungefähr 1.5 Stunden, also gingen wir davon aus vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Natürlich war es schon lange Dunkel bevor wir nur schon den Rio Cacheu erreichten.

Die Männer kochten ein simples Fischgericht mit Reis in den schwierigsten Umständen. Nur schon die Kohle zu entflammen war eine Herausforderung. Mit einer Hand musste sich der junge Fischer am Boot halten und mit der anderen versuchte er mit einem Stück Karton die Kohle zum Glühen zu bringen. Das servierte Essen war köstlich und wir fühlten uns, als seien wir Teil der Mannschaft.

Nach ungefähr drei Stunden interessierte uns unser Standort und wir öffneten unsere GPS-Karte auf dem Handy. Unser Gefühl erwies sich als richtig und wir waren bereits zu weit gefahren und somit komplett verfahren. Sofort zeigten wir unseren Standort einer der Jungs und die gaben dem Steuermann dementsprechend Anweisungen. Nach ein paar Runden im Kreis harmonierte die Kommunikation über drei Ecken und wir kamen auf Kurs. Bereits alarmiert von den ungenügenden Navigationskenntnissen und der Infrastruktur an Bord, welche inexistent war, warfen wir ab jetzt alle paar Minuten einen Blick auf die Karte.

Zu alle dem kam plötzlich der Koch zu uns und meinte wir könnten uns ein wenig ausruhen, warf den Anker aus und verschwand im geschützten Bereich des Boots. Wir fragten natürlich nach wieso und er meinte im Moment sei Ebbe und wir könnten erst bei Flut in ein paar Stunden weiter den Fluss hochfahren. Genervt legten wir uns schlafen. Adrian auf dem Deck, da seine Seekrankheit die stickige Luft unter dem Unterstand aus zusammengenähten Reissäcken nicht erlaubte und Fabian mit den anderen fünf Männer zusammengekauert auf gefühlten zwei Quadratmeter. Um etwa halb zwei Uhr morgens startete der Motor plötzlich wieder und die Fahrt ging weiter. Kur vor vier Uhr erreichten wir den Hafen von Cacheu nach einer fast zehnstündigen Fahrt und durften zum Glück bei einem der Jungs im Zimmer übernachten.

Ein wenig gerädert von der langen nächtlichen Fahrt, bedanken wir uns bei der unqualifizierten, aber äusserst zuvorkommenden Mannschaft und verliessen die alte Kolonialstadt Cacheu. Den ganzen Tag fuhren wir durch Cashewplantagen und fragten uns ob sich das Landschaftsbild noch ändern wird. Während den Pausen im Schatten erzählten wir den Einheimischen von unserem Projekt. Wie schon oft zuvor verwarfen sie ungläubig die Hände und glaubten uns kein Wort.

Mit der Hauptstadt Bissau als Ziel verliessen wir den Schatten der Cashewbäume und begaben uns auf die Hauptstrasse in Richtung Grossstadt. Leider ist die Strasse in einem katastrophalen Zustand und viele Autos weichen freiwillig auf die entstandene Naturpiste nebenan aus. Die Lufttemperatur stieg bereits gegen die 35 Grad als wir das Stadtzentrum erreichten. Candida, die Mitbewohnerin einer Bekannten, empfing uns herzlich und am Abend assen wir gemeinsam in einem lokalen Restaurant während wir unsere Eindrücke des kleinen Landes austauschten.

Das perfekt gelegene Haus der Portugiesischen Wohngemeinschaft, diente uns zur Beschaffung des Visums für Guinea-Conakry und um die Stadt näher kennenzulernen. Die ruhige Hauptstadt weist einige Kolonialgebäude, eine grosse Kathedrale und einen heruntergekommenen Hafen auf.

Viel zu spät verliessen wir Bissau und bestraften uns somit mit den steigenden Tagestemperaturen selber. Schon bald liess uns die drückende Hitze literweise Wasser trinken und unsere Köpfe glühten wie ein Fieberpatient im Spital. Im Schatten gönnten wir uns ab und zu eine Pause und füllten die Flaschen mit frischem Brunnenwasser.

Bei einer Mautstation wollten uns die Militaristen Geld abknöpfen, weil wir anstatt um die Barriere, unsere Fahrräder knapp an der Barriere vorbeimanövrierten. Wir lachten laut und machten ihnen klar, dass da sicher nichts passieren wird, da ihre Forderung lächerlich sei. Nach kurzer Diskussion gaben sie auf und liessen uns passieren.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen zwei der Frauen die vorher im Garten neben unserem Schlafplatz arbeiteten zurück und erklärten uns theatralisch es gäbe “Kobra” hier und zeigten auf grosse Löcher im Untergrund. Wir waren zu faul, um das gesamte Material zu verschieben und waren überzeugt es sei nicht gefährlich.

Bereits um 10 Uhr war es schon so heiss, dass der Schweiss aus allen Poren drängte. Nach knapp 20 km beklagte sich Adrian bezüglich Atemnot und wir entschieden nicht mehr weiter zu fahren und am Fluss in einem kleinen Dorf zu bleiben.

Ohne gross zu fragen fuhren wir an einem Haus vorbei an das Ufer eines Flusses, direkt in den Garten einer Familie. Bei uns könnte man sich das nicht vorstellen, in Afrika ist das völlig normal und Teil der Kultur. Jeder kann Jeden zu jeder Zeit besuchen und man muss sich nicht wie in der Schweiz anmelden oder einen Termin vereinbaren.

Die Familie empfing uns herzlich, trotz einer riesigen Sprachbarriere versuchten wir uns zu unterhalten und lachten einander an. Am Nachmittag kam plötzlich ein Kind mit einer Schüssel Reis mit Sauce und meinte es sei für uns. Anschliessend alberten wir mit den Kindern rum und spielten mit ihnen im Wasser.

Endlich sahen wir wie Cashewnüsse geröstet werden. Es wurde eine rostige, durchlöcherte Metallplatte aufs Feuer gelegt und darauf ungefähr ein Kilo Nüsse platziert. Nach ein paar Minuten stiessen die Cashews ein Öl aus und eine riesige Flamme erfasste die Metallplatte. Anschliessend wurden die brennenden Nüsse auf dem Boden vom Feuer befreit, abgekühlt und schliesslich geschält. Der Cashewapfel, an welcher die Nuss befestigt ist, weist eine gelb, orange bis rote Farbe auf und diese Scheinfrucht kann man einfach so geniessen. Guinea-Bissau ist einer der grössten Produzenten von Cashewnüssen weltweit, exportiert die Nüsse jedoch unverarbeitet, was die Anfälligkeit der Bauern auf Preisschwankungen extrem erhöht.

Das Nachtessen war wie schon das Mittagessen Reis mit ein wenig Sauce mit Fischgeschmack und wurde uns netterweise ohne mit der Wimper zu zucken serviert. Das Oberhaupt des Hauses begleitete uns sogar zum 50 m entfernten Zelt und stellte sicher, dass niemand etwas von unserem Material entwenden könnte während der Nacht.

In jedem noch so kleinen Dorf schrien Kinder sowie Erwachsene «Branco» in unsere Richtung und grüssten somit die vorbeifahrenden Weissen freundlich. Auch heute merkten wir einmal mehr, dass Guinea-Bissau nicht einmal 2 Millionen Einwohner hatte auf eine Fläche die ein wenig kleiner ist als die der Schweiz. Ab und zu kam ein Dorf mit ein paar kleinen Shops, einem Mechaniker und vielen Leuten die im Schatten die Hitze des Tages abwarteten.

Kurz vor Bafata erreichten wir eine Ebene mit hunderten Reisfeldern, die ganzjährig durch den nahegelegenen Fluss bewässert werden. Lange war es her, dass wir eine grüne Fläche wie diese zu sehen bekamen. Ausserdem mussten einige Hügel erklommen werden, was zusätzliche Abwechslung brachte.

Schnell erreichten wir Gabú, die zweitgrösste Stadt des Landes und die letzte grössere auf unserer Route nach Guinea. In einem Restaurant frühstückten wir das übliche Baguette mit Omelett, Zwiebeln und Mayonnaise.

Bei grösster Hitze begaben wir uns wieder auf unsere Räder und verliessen die holprige Hauptstrasse, um auf eine Nebenstrasse abzubiegen. Diese Piste war in einem guten Zustand und folgte schnurgerade den Cashewplantagen und kleinen authentischen Dörfern. Nach einigen Kilometern hielten wir in einem Dorf, um Wasser zu füllen. Zögernd und scheu näherten sich die Männer des Dorfes, bis wir von mindestens einem Dutzend starrender Einheimischer umzingelt waren. Einer konnte Französisch und übersetzte interessiert Fragen, die seine Freunde ihm in der lokalen Sprache stellten. Beim Verabschieden schüttelten wir alle Hände, da niemand ausgelassen werden wollte.

Am späteren Nachmittag erreichten wir das Ufer des Rio Cocoli und verhandelten einen fairen Preis für die Überquerung der viel zu kleinen Piroge. Am anderen Ufer suchten wir uns einen Platz direkt am Wasser im Schatten der Bäume, kühlten unsere Körper im zu warmen Wasser und liessen uns dort nieder.

Am Abend zuvor konnten wir kein Brot einkaufen und mussten daher zuerst unser Frühstück organisieren. Der Bäcker war nicht da und somit kauften wir einige frittierte Gebäcke und sagten Lamarama, dem französischsprechenden Dorfschneider, wir möchten gerne das Gericht zu Mittag essen, welches eine Frau im Dorf zubereitete und köstlich aussah. Er meinte das sei kein Problem, nur müssten wir den Fisch kaufen und ihr bringen. Später kam plötzlich ein Motorrad vollbeladen mit Fischen zu unserem Zelt, begleitet von drei Jungs. Wir kauften zehn Fische und fragten ob sie diese der Frau für die Zubereitung bringen können. Wie abgemacht war das Essen gegen zwei Uhr fertiggekocht und wir nahmen auf den wie üblich kaputten Importstühlen aus China Platz.

Bevor wir das für uns neue Gericht probieren durften, testete der Gastgeber mit unserem Löffel, ob auch alles in Ordnung ist. Dies scheint eine Tradition in diesen Breitengraden zu sein und zaubert jedes Mal ein Lachen auf unser Gesicht. Die Fischbällchen mit Mango, Zwiebeln und Reis waren köstlich. Im Schatten entspannten wir uns und beobachteten eine Familie wie sie Cashewnüsse sammelte. Alle paar Minute donnerte eine Nuss inklusive Frucht zu Boden und jedes Mal atmeten wir auf, wenn wir nicht getroffen wurden.

Die Bewohner des kleinen Dorfes am Fluss gehören dem Stamm der Fula an, sind somit Muslime und mehrheitlich aus Guinea Conakry migriert. Es leben viele domestizierte Tiere im Dorf und alle Leute leben anscheinend friedlich nebeneinander und sind glücklich über die Dinge die in ihrem Besitz sind. Auch die Teekultur ist wichtig und wir bis zum Exzess zelebriert. Man wartet gut und gerne zwei Stunden bis der Tee präpariert und serviert wird. Am letzten Abend schauten wir einen Teil eines Champions League Spiels in einem kleinen, heissen Zimmer, das gefüllt mit Kindern und Jugendlichen war.

Guinea-Bissau ist eines der ärmsten Länder der Welt und dies spürten wir jeden Tag. Das Essensangebot war klein und man konnte in den Dörfern fast keine Lebensmittel kaufen. Die Analphabetenrate ist hoch und viele Kinder gehen nicht zur Schule. Aufgrund politischer Instabilität und Korruption halten sich die Auslandinvestitionen in Grenzen. Somit ist die Wirtschaftslage prekär und die meisten Leute sind ohne Job.

Die Sonne stand bereits wieder im Zenit bis wir alle neugewonnenen Freunde des Dorfes verabschiedet, Proviant gekauft und unsere Wasservorräte aufgefüllt hatten. Der Zustand der Piste verschlechterte sich leider extrem und wir mussten uns vermehrt über felsige Hügel und tiefen Kies kämpfen. Ab und zu gab es kurze Abfahrten, die eher an einen Wanderweg erinnerten als an eine Strasse. Landschaftlich wurde es deutlich hügliger und es gab karge, steinige Abschnitte wie auch kurze Teilstücke in dichten Wäldern.

In einem Dorf fand gerade eine Art Fest statt, bei der ein paar Männer Musik machten und Frauen dazu sangen. In regelmässigen Intervallen stand eine Frau auf und tanzte energisch zu den authentischen Rhythmen. Im Kreis versammelt sassen und standen Dutzende hübsch angezogene Kinder und Frauen.

Kurz vor dem Erreichen der langersehnten Asphaltstrasse erfuhren wir, dass wir uns in einem Nationalpark mit dem Namen Dulombi befanden. Auf der Hauptstrasse fuhren wir ungefähr 10 km bis zum Wasserfall Saltinho, wo der Fluss unter einer Brücke über einige meterhohe Kaskaden fällt. Nach einem erfrischenden Bad, umgeben von vielen halbnackt badenden Frauen und Kindern, alberten wir mit einigen Kindern rum, bis wir hungrig wurden.

Luisa, unsere Bekannte welche uns in ihrer Wohnung in Bissau untergebracht hatte, wir jedoch leider noch nicht getroffen hatten, lud uns auf einen Kurzausflug an einen Strand im Süden ein. Deshalb radelten wir bis kurz nach Quebo, deponierten unsere Fahrräder hinter einer Tankstelle und fuhren mit ihr und einem Einheimischen Freund über holprigen Pisten. Das mit 4×4 ausgestattete Auto kämpfte sich durch die sandigen, steinigen und schmalen Passagen, bis wir plötzlich an einem wunderschönen, verlassenen Sandstrand ankamen. Wir schwammen im seichten Wasser und Dio, der mit den Einheimischen Fischern sprechen konnte, organisierte uns einige frische Fische für das Abendessen. Wir genossen einige Biere, grillten den Fisch und genossen die Ruhe am Strand, begleitet von netten Gesprächen.

30 km und viele Schlaglöcher nach der Tankstelle, erreichten wir Buba, den Heimatort von Dio. Luisa arbeitet momentan auch in dieser Kleinstadt und wir trafen uns am Nachmittag mit ihr, um uns im Fluss abzukühlen. Nachdem Luxus einer Dusche, trafen wir Dio in einer Bar, um mit ihm und Luisa mit einem Bier auf das Wiedertreffen anzustossen. Danach stellten wir unser Zelt hinter einem verlassenen Haus am Flussufer auf.

Wir genossen die komplett neue Asphaltstrasse von Buba in Richtung Catió. Fast kein Verkehr und keine Schlaglöcher liessen unsere Herzen höherschlagen. Nur ein gerissenes Schaltkabel an Adrians Fahrrad stoppte uns für gut zwei Stunden. Wir hatten zum Glück ein Ersatzkabel dabei und schafften es schlussendlich das neue Kabel zu installieren und die Schaltung einzustellen. Kurz vor Catió verliessen wir die qualitativ grossartige Strasse und gewöhnten uns schnell wieder an die Piste. Am Hafen von Cufar fanden wir nach kurzer Diskussion um den Preis eine Piroge auf die andere Seite. Es wurde uns gesagt, dass wir anschliessend 4 km schwieriges Gelände vor uns hätten, bis wir wieder auf einer Strasse wären. Wir gingen das Risiko ein und bestiegen das Boot mit Hilfe der starken einheimischen Männer. Nach einigen Minuten sahen wir am Flussufer ein etwa eineinhalb Meter grosses Krokodil und waren froh in einem Boot zu sein.

Auf der anderen Seite angekommen, sattelten wir die Fahrräder und realisierten schnell, dass diese erwähnten vier Kilometer über schmale Pfade entlang von riesigen Reisfeldern führten. Dies bedeutete wir würden nur so schnell vorankommen wie wir unser Gefährt stossen konnten. Beim ersten flachen Plätzchen wo Stroh gelagert wurde, entschieden wir uns die Nacht zu verbringen.

Schon vor Sonnenaufgang liefen Leute an unserem Zelt vorbei und tauschten sich lautstark über die neuesten Geschehnisse im Dorf aus. Kurz darauf entschieden wir uns auch aufzubrechen, da die Sonne ungeschützt auf unser Zelt schien und es uns schnell zu heiss wurde.

Der Weg führte weiterhin entlang brachgelegten Reisfeldern und wir mussten unsere beladenen Fahrräder unter grosser Vorsicht über die schmalen Wege stossen. Aufgrund von fehlendem Süsswasser können die Felder nur während der Regenzeit bewirtschaftet werden. Viele Frauen und Kinder kamen uns entgegen, grüssten freundlich und stellten ganz viele Fragen die wir nicht verstehen konnten. An einer Stelle mussten wir einen kleinen Bach überqueren, um auf der anderen Seite weitergehen zu können. Eine Gruppe junger und älterer Frauen halfen uns sofort und posierten mit grösser Freude für ein paar Fotos.

Mit Hilfe einiger Frauen fanden wir den Weg zum Dorf, wo wir fragten wie wir den kürzesten Weg nach Jemberem finden konnten. Es wurden uns zwei Jungs zugeteilt, welche uns den Weg zeigten, uns auf die andere Seite eines anderen Flusses brachten und sogar unsere Fahrräder ein Stück stiessen. Bald erreichten wir auch die Strasse und wenig später das Dorf inmitten des letzten Primärregenwaldes dieser Region, welches zum «Parque National de Catanhez» gehört.

Nach der Ankunft organisierten wir über Umwege unser Mittagessen. Wir fragten ein paar Männer wo wir trotz der Abwesenheit eines Restaurants etwas zu essen finden könnten. Nachdem wir konkreter fragten, ob eine Frau gegen Entgelt für uns kochen könnte, ging es plötzlich schneller vorwärts und etwa 2 Stunden später wurden wir «zu Tisch» gebeten.

Um die Umgebung zu erkunden liefen wir ein paar Stunden den kleinen Wegen entlang durch dichten Wald und leider teilweise auch durch Cashewplantagen, die trotz des Parks omnipräsent sind.

Der lokale Fremdenführer teilte uns mit, dass er am Nachmittag auf die Suche nach Gruppen von Schimpansen gehen würde und uns am Abend Bescheid geben würde ob er sie gefunden habe. Die Erkundungstour würde am nächsten Morgen um fünf Uhr starten. Leider fand er an diesem Nachmittag keine und auch am folgenden nicht.

Anstatt die Schimpansen zu beobachten, gingen wir mit Roberto und Emma, zwei Spanier die wir kennengelernt hatten, auf einen Ausflug durch den Primärregenwald. Wir sahen verschiedene Primaten und wunderschöne Vögel. Glücklicherweise konnten die Einheimischen den Übernachtungsplatz einer Gruppe Schimpansen ausmachen und am nächsten Morgen um fünf Uhr fuhren wir dorthin. Im Dunkeln schlichen wir uns unter einen Baum wo wir bereits die Nester der Primaten sehen konnten. Gespannt warteten wir bis sich die Schimpansen ganz entspannt streckten und dann aus dem Nest schauten, direkt in unsere Richtung. Danach ging es schnell und die flinken Tiere verschwanden im Dickicht. Dies war definitiv eine Erfahrung die wir nicht so schnell vergessen werden.

Im Nationalpark Catanhez leben die westlichsten Schimpansen in Afrika und die Population wird auf 600 Stück geschätzt. Ausserdem soll es Elefanten geben, die aber sehr schwierig zu sehen sind in dieser Gegend.

Die schlechte Piste führte uns durch dichten Wald und kleine Dörfer. Plötzlich hörten wir Affengeschrei und wir suchten einen Weg in den Wald, um die Quelle der Geräusche zu orten. Wie vermutet, handelte es sich um eine Gruppe Schimpansen. Wir schlichen uns immer näher, bis das Geschrei der Affen so laut war, dass wir uns nicht mehr näher trauten. Plötzlich sahen wir wie die Menschenaffen näher kamen und uns offensichtlich zeigten wem das Territorium gehört. Da wir uns nicht mit unseren nächsten Verwandten anlegen wollten und die Kräfte der Tiere kannten, verliessen wir den Wald und fuhren weiter.

Die furchtbare Piste, die nur mit Allradfahrzeug befahrbar ist, wurde endlich besser und schnell einmal erreichten wir den Grenzort Candembel. Vor ein paar Tagen fragten wir hier, ob es möglich ist den Ausreisestempel zu bekommen, bevor wir den Pfad über die Grenze nach Guinea nehmen würden. Die Zollbeamten erklärten Dio und Luisa, unseren Übersetzern, das sei kein Problem. Die zwei Beamten erkannten uns gleich wieder und boten uns netterweise direkt einen Raum an für die Nacht.

Im ruhigen und durchaus schönen Grenzdorf verbrachten wir den letzten Tag in Guinea-Bissau. Als erstes suchten wir den nächsten Mobilfunkmasten unseres Anbieters, um den Blog zu aktualisieren. Leider war der Empfang und somit das Internet viel zu langsam und nach mehreren Stunden gaben wir schlussendlich auf.

Fabian flickte seinen Schuh und Fahrradschlauch mit Hilfe von verschiedenen Leuten des Dorfes und Adrian pflegte sein Fahrrad. Das Dorf wies schöne traditionelle Rundhütten auf und viele Familien waren mit der Herstellung von Palmöl oder dem Sammeln von Cashewnüssen beschäftigt.

Frühmorgens versuchten wir vergeblich die beiden Zollbeamten zu suchen, welche uns den Ausreisestempel geben sollten. Wir erfuhren, dass sie das Dorf bereits verlassen hatten und erst am späteren Nachmittag zurückkommen werden. Wir waren schockiert und meinten schon, wir müssten nochmals einen Tag im kleinen Dorf verbringen. Schnell wurde uns allerdings erklärt, der Kommandant sei hier und er könne uns einen Stempel in den Pass machen. Bei dessen Haus angekommen, holte er den Plastiksack mit dem völlig abgenutzten Stempel und der ausgetrockneten Farbe heraus und knallte die Stempel in unsere Schweizer Pässe. Leider erwischte der oben ohne dasitzende Beamte bei Adrian zuerst den falschen Stempel und gab ihm einen zweiten Einreisestempel. Nach kurzer Diskussion gab es den Ausreisestempel darüber, damit man gar nichts mehr lesen konnte.

Guinea-Bissau bleibt uns sicher lang in Erinnerung, da wir einige Momente erlebten, welche einen solchen Trip prägen. Wir genossen die Zeit in diesem winzigen Land sehr, trotz Verständigungsproblemen und schlechter Infrastruktur. Nette Bekanntschaften machten unseren Aufenthalt angenehm und wir konnten viel über Land und Leute lernen.

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