Gabon

10. Dezember  2019 – 4. Januar 2020:

Die Ausreise aus Kamerun ging sehr schnell und wir überquerten im Nu die riesige Brücke und somit den breiten Fluss, um auf die gabunische Seite zu gelangen. Dort warteten bereits die Grenzbeamten und kontrollierten unsere Pässe. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, fragten wir die zwei Männer, wo sie das Brot herhatten, das herumlag und sie meinten jemand hätte es ihnen gegeben. Kurz darauf gaben sie uns zwei Baguette und unser erster Kohldampf war gestillt. Nach einer weiteren Kontrolle und einem zweiten Brot mit Sardinen, machten wir uns auf den Weg in die erste Stadt, wo wir unsere Einreisestempel erhalten sollten. 

Der dortige Immigrationsverantwortliche war sehr autoritär und beharrte darauf, dass wir ihm die Hotelreservation und eine Passkopie aushändigten. Der gestresste Beamte merkte zu unserem Vorteil nicht einmal, dass unsere Hotelreservation fälschlicherweise in Frankreich war. Somit folgten wir weiter entlang der hügligen Asphaltstrasse, welche den dichten Wald verdrängte. 

 

Für einmal boten uns der Dorfchef oder seine Freunde kein Frühstück an und waren erstaunt, als wir fragten, wo wir uns verpflegen können. Viele Leute denken wahrscheinlich, dass wir nicht viel essen aufgrund unserer Statur, aber natürlich ist das Gegenteil der Fall. 

Gabun ist definitiv entwickelter als die meisten Länder, die wir besucht haben in Afrika und die Preise sind einiges höher als in Kamerun. Der Grund liegt in den hohen Gebühren, die alle Händler an der Grenze und jedem Polizeikontrollpunkt zahlen müssen. Ausserdem produziert Gabun nicht genügend Lebensmittel und ist somit auf Lebensmittelimporte angewiesen. 

Seit langem erlebten wir wieder mal Regen, während wir unterwegs waren und brauchten darum mehr Überwindung nach der Mittagspause uns dem kühlen Nass auszusetzen. 

 

Man warnte uns, es kämen keine Dörfer mehr für fast 100 km und unsere Karte zeigte Ähnliches. Schlussendlich gab es alle paar Kilometer winzige, ausgestorbene Dörfer. Die meisten Familien sind Selbstversorger und haben ein paar Bananenstauden und Papayabäume hinter dem Haus. Somit hielten wir ab und zu an und fragten nach frischen Früchten als Zwischenverpflegung. Ein Luxus den wir hier in den Tropen sehr schätzen. 

Seit Nigeria versuchen wir wieder öfters im Busch zu campen. Also müssen wir somit vorher Verpflegung auftreiben. Dies ist zum Teil schwierig, da in den kleinen Dörfern keine Restaurants sind. Somit fragten wir in einem Dorf, ob wir die Küche einer Familie benutzen dürfen, um unseren Reis zu kochen. Dies war überhaupt kein Problem und während dem Kochen ging Adrian von Tür zu Tür und fragte, ob jemand ein wenig Sauce für unseren Reis übrighat. Eine sehr nette Familie offerierte uns sogar zwei Fische und wir hatten einmal mehr eine gelungene Mahlzeit beisammen. 

Eine zuvorkommende Familie, welche ein Elektronikgeschäft besitzt, stellte uns gratis Internet zur Verfügung damit wir den Blog aktualisieren konnten. Währenddessen regnete es wie aus Eimern und wir konnten gar nicht weiterfahren. In den meisten Ländern sind die grösseren Lebensmittelgeschäfte im Besitz von Libanesen oder Mauretanier. Dies traf auch auf den Laden zu, in welchem wir ein Kilogramm Reis kauften. Der nette Mauretanier bot uns Stühle an und offerierte uns ein Getränk, während wir auf eine Wetterbesserung warteten. 

Nach etwa zwei Stunden liess der Regen nach und wir ergriffen die Gelegenheit. Es folgte eine längere Abfahrt und wir landeten in einem Tal. Danach folgten wir einem wilden Fluss durch den Dschungel. Wir sahen schöne, farbige Vögel über unseren Köpfen und hörten diverse Geräusche aus dem dichten Wald. Als die Sonne hervorkam, bildete sich Wasserdampf und wir wurden Zeugen von wunderschönen, fast schon romantischen Stimmungen. 

Über hügliges Gelände folgten wir indirekt weiterhin dem braunen, reissenden Fluss. Regelmässig durchquerten wir kleine Bambuswälder, welche natürliche Tunnel bis hoch über der Strasse bildeten. Immer mehr Lastwagen beladen mit Baumstämmen oder fertig zugeschnittenen Brettern aus dem teuren Tropenholz überholten uns in horrendem Tempo. Vor allem chinesische Firmen fällen die Hölzer und transportieren diese zum Hafen. 

Gabun gehört zu den grössten Tropenholz-Exportländern Afrikas und hat sogar eine Monopolstellung bei gewissen Edelhölzern. Holz ist nach Erdöl das zweitwichtigste Exportgut. Aufgrund der reichen Erdölvorkommen vor der Küste hat das Land eines der höchsten Bruttoinlandprodukte der Länder südlich der Sahara und das Einkommensniveau ist vergleichbar mit jenem von Argentinien. Über 80% der Exporteinnahmen fallen auf Erdölprodukte. 

In einem Dorf mit nur 80 Einwohner aus zwei Familien, fragten wir den Dorfchef, ob wir bei ihm übernachten dürfen. Wir konnten im Wohnzimmer schlafen und die trinkfreudige Gemeinde offerierte uns mehr Bier als wir eigentlich wollten, bevor wir richtig ankamen. Die meisten Männer schwankten schon bei unserer Ankunft und die besoffenen Männer gingen erst nach Hause als sie sich fast nicht mehr auf dem Stuhl halten konnten. 

Am nächsten Tag ging dieses Gruppenbesäufnis bereits vor dem Mittag weiter und bereits vor Sonnenuntergang wurden die sinnlosen Diskussionen lauter und wir zogen uns zurück. Auch wenn das Dorf noch so klein war, lernten wir einen Ghanaer, einen Nigerianer und eine Kamerunerin kennen. Alle fanden in Gabun ein besseres Leben. Ein Gabunisch-Französischer Mischling war besonders speziell, denn er hatte sich das Hakenkreuz auf den Oberarm tätowiert und trug einen Schnauz wie damals Hitler. Er zeigte uns zwar stolz das Tattoo, aber gleichzeitig versuchte er den zwei geschockten Schweizern zu erklären, er sei doch gar kein Rassist. Ein anderer Dorfbewohner zeigte uns einen Garten und lud uns auf ein Mittagessen ein. Wir genossen die lockere und meistens ruhige Atmosphäre im Dorf und konnten uns endlich wieder mal in einem Fluss waschen. 

 

Vor dem Verlassen des kleinen Dorfes, welches pro 8 Einwohner eine Bar hat, organisierte uns der Dorfchef ein interessantes Frühstück. Die Kombination von Dosensardinen, Erdbeerkekse, Zwiebeln und Maggi liess uns grinsen. Schlussendlich fanden wir anstatt des ausverkauften Brotes die typischen Maniokstengel, welche hervorragend passten. Direkt nach dem Losfahren kam uns ein Mann mit einem toten Krokodilbaby entgegen, welches er in demselben Fluss fing, in welchem wir uns am Vortag gewaschen hatten. 

Nachdem wir nach 577 Tagen den Äquator überquerten, bogen wir ab, anstatt in Richtung Hauptstadt weiterzufahren und starteten unser Abenteuer durch die verlassene Gegend, wo sich der Lopé Nationalpark befindet. Nach etwa 70 Kilometer und einigen hundert Höhenmetern, fanden wir einen schönen Platz direkt am riesigen Fluss Ogowe. 

Seit wir die Hauptstrasse verlassen haben, sahen wir bereits mehrere Affen, kleine Antilopen und Elefantenkacke. In Gabun gibt es etwa 64’000 Elefanten, 35’000 Schimpansen und 25’000 Gorillas. Ausserdem leben Leoparden, Waldelefanten, Krokodile und Nilpferde in den Wäldern und Gewässern des Landes. 

Aufgrund der schlechten Piste und dem hügligen Gelände schwitzten wir so richtig und merkten, dass wir uns am Äquator befanden. Die schöne Wald- und Savannenlandschaft entschädigte uns jedoch für die Strapazen. 

Das Schöne an dieser Piste war die Abgelegenheit und somit der wenige Verkehr. Der Nachteil war, dass wir uns ständig mit voller Konzentration auf die Strasse konzentrieren mussten und somit nur ab und zu die Landschaft bestaunen konnten. Sogar das Trinken aus den Flaschen war während der Fahrt schwierig, da wir einen Sturz riskierten. 

Plötzlich überholte uns ein Motorradfahrer aus Luxemburg, der vor zwei Monaten zu Hause gestartet war und in total sechs Monaten nach Südafrika und im Osten wieder hochfahren will. Wir tauschten kurz unsere Erfahrungen aus und gingen wieder eigene Wege. 

Nach einer erneuten Schüttelfahrt erreichten wir La Lopé, wo die meisten Touristen eine Tour in den Nationalpark unternehmen, um Waldelefanten, Flachland- Gorillas und viele weitere Tiere zu sehen. Für uns liegen die teuren Besuchergebühren nicht im Budget und wir hofften auf den nächsten 50 km durch den Nationalpark einige dieser Tiere zu sehen. 

Auch La Lopé liegt am Ufer des Ogowes und der 670 km langen Zugstrecke zwischen Libreville und Franceville. Der Zug transportiert Passagiere in der Nacht, da zu dieser Zeit die mit Manganerz vollbeladenen Züge nicht fahren. Gabun ist eines der rohstoffreichsten Länder Afrikas und verfügt über Gold, Mangan, Uran und Eisenerz. 

Eigentlich wollten wir uns in La Lopé mit Lebensmittel für die nächsten Tage eindecken, aber vieles war ausverkauft, da die Lastwagen die schlechte Strasse nicht mehr so oft fahren können. Weiterhin wurden wir von Vogelgezwitscher und schlammigen Strassenabschnitten begleitet. Von Zeit zu Zeit sahen wir kleine schwarze Affen von Baum zu Baum springen. 

Die Landschaft änderte sich und wir erreichten wieder dicken Regenwald und unsere Sichtweite reduzierte sich auf einige Meter. In einem kleinen Pygmäendorf durften wir die Nacht verbringen. Pygmäen sind Leute die früher abgeschieden in den Wäldern Zentralafrikas lebten. Ausserdem sind Pygmäen bekannt für ihre kleine Körpergrösse. Tatsächlich gab es noch einige Erwachsene Bewohner des Dorfes, die höchstens 1.50 m gross waren. 

Wie bereits bei unseren vorherigen Gastgebern in Gabun, erlebten wir nicht dieselbe Willkommenskultur wie in den meisten Ländern zuvor in Afrika. Die Leute waren zwar nett und wir fanden immer einen Platz für die Nacht, aber wir wurden kulinarisch nicht mehr so verwöhnt. Zum Teil mussten wir sogar fast betteln, um etwas zu essen zu bekommen. Lustigerweise wurden wir mehrmals spontan von Ausländern zum Essen eingeladen, aber niemals von Gabunern. 

Die Piste wurde immer schlechter und an einem Ort standen bereits zwei Lastwagen, welche steckenblieben. Den Fahrer und seine Gehilfen des ersten Lastwagens kannten wir bereits. Wir sahen dieselbe Truppe schon dreimal und das erste Mal vor vier Tagen im 175 km entfernten Alembé. Das erste Mal explodierte ein Pneu, das zweite Mal streikte der Motor und nun war ein Schlammloch eine schwer überwindbare Hürde. 

Zum Teil war über mehrere Kilometer nur Schlamm und Reifenspuren zu sehen, und die eigentliche Piste war nicht mehr vorhanden. Ebenfalls machten Erdrutsche die Fahrt unangenehm und verschmälerten den Durchgang. Bei einem besonders glitschigen Teil stürzte Fabian und trug zum Glück nur ein paar Schürfwunden davon. 

In einem kleinen Dorf legten wir eine Pause ein, um unsere müden Beine zu entspannen. Der ältere Dorfchef interessierte sich leider nicht wirklich für uns und darum war die Nahrungssuche kompliziert. Es gab nur ein Restaurant im Dorf und diese Besitzerin war den halben Tag nicht auffindbar. Darum mussten wir lange warten, bis es etwas zu essen für uns gab, da uns sonst niemand aushelfen konnte bzw. wollte. Schlussendlich mussten wir selber Reis mit Tomatensauce in der Küche der Tochter des Chefs kochen. Auch hier war leider die einzige Person, die uns mit Bananen und anderen Dingen aushalf, eine Ausländerin. 

Schon länger wollten wir ein wenig im Wald herumlaufen und jetzt hatten wir endlich die Chance dazu. Wir fanden ein paar Elefantenspuren und verfolgten diese bis tief in den Wald. Nach ein paar Kilometern bekamen wir Hunger und kehrten zurück. 

Den letzten Teil der «Route Economique» nahmen wir gelassen in Angriff, da angeblich die Piste breiter und abgesehen von den Wellblechabschnitten viel weniger schlammig sein sollte. Durch die vielen chinesischen Abholzungsprojekte entstanden viele neue Arbeitersiedlungen, welche aus schönen Holzhäusern bestehen. 

Angeblich haben die Chinesen in Zusammenarbeit mit der gabunischen Regierung geplant, diese Strasse zu asphaltieren und neue Brücken zu bauen. Leider kam das ganze Projekt vor etwa einem Jahr zum Stehen und darum liegen überall Brückenelemente und riesige Kieshaufen herum. 

Vor dem Einschlafen stützte Fabian sich mit dem Ellbogen auf seiner Matratze ab und auf einmal flogen Tausende Daunenfedern und umzingelten uns. Weisse Weihnachten stand natürlich ganz oben auf unserer Wunschliste, aber nicht unbedingt, wenn unser Bett dafür geopfert werden musste. In einer Nachtaktion konnte Fabian den Schaden zum Glück beheben und die nächste Nacht war wieder erholsamer. 

In jedem Dorf gibt es Haken welche das frisch gejagte Buschfleisch präsentierten. Meistens handelte es sich um kleine Antilopen, Affen oder auch Schuppentiere. Die Leute in dieser Region essen praktisch nur dieses exotische Fleisch und der Verkauf ist eine gute Einkommensquelle. 

Seit wir in Gabun sind, haben wir bereits Tausende, verschiedenfarbige Eidechsen gesehen. Diese wendigen Tiere sind überall und verursachen einen Höllenlärm, wenn sie über die Wellblechdächer rennen. 

In den letzten Tagen haben wir viel über die Natur und Tiervielfalt in den Tropen gelernt. Eine Frau erzählte uns wie sie aus einer Baumrinde ein kaffeeähnliches Getränk herstellt und eine Familie zeigte uns ihren vielfältigen Garten. Das grösste Problem sind die Elefanten, welche alle Plantagen in der Nacht kahlfressen und somit die Landwirtschaft schwierig gestalten. Viele Dorfbewohner haben uns erzählt, wie sie regelmässig Leoparden, Gorillas, Elefanten und andere grosse Säugetiere im Dorf sehen. 

Seit einer Woche hatten wir das erste Mal wieder Empfang und konnten unseren Familienangehörigen mitteilen, dass wir noch leben. Beim Stadthaus in Lastoursville durften wir unser Zelt unter dem Dach einer Tribüne aufstellen. Man gab uns sogar eine Steckdose an einem Verlängerungskabel, welche bis zum Zelt reichte. 

Dank den Plastikbäumen und den roten Kappen, kam auch hier ein wenig Weihnachtsstimmung auf. Vor allem am lauten Kirchengesang wurden wir daran erinnert, dass Feiertage anstehen. 

Wie es der Zufall wollte, trafen wir die Lastwagentruppe noch einmal. Sie hatten ihre Ware zwar abgeliefert, aber in der ganzen Stadt gab es keinen Diesel mehr für die Rückfahrt. 

Ein langer Anstieg liess uns so richtig schwitzen und wir beide wünschten uns, nicht so viel zum Frühstück gegessen zu haben. Vielleicht hätten zwei Baguette pro Person auch gereicht! 

Erstaunlicherweise betteln die Leute mehr in reicheren Ländern als in armen und sind im Allgemeinen weniger gastfreundlich. In ganz Afrika sind sich die Leute sicher, dass wir von der Regierung gesponsert werden oder zumindest nach der Reise reich werden. 

Die Asphaltstrasse half uns trotz der vielen Anstiege gut vorwärtszukommen. Am Abend überraschte uns ein Gewitter und wir durften spontan bei der Dorfchefin im Wohnzimmer übernachten. 

Anstatt direkt nach Franceville zu fahren, machten wir noch einen Abstecher zu einem Stausee. Angeblich soll es nach der Staumauer einen Wasserfall und eine Lianenbrücke geben. Die Strasse führte uns über einige Hügel und wir hatten eine schöne Aussicht auf die Savannenlandschaft. 

Seit Gabun werden wir von ganz kleinen Insekten geplagt die «fourous» genannt werden. Diese Tiere hinterlassen rote Kreise von zirka einem Zentimeter Durchmesser auf der Haut. Immerhin jucken die Stiche nicht lange und die Spuren sind nach etwa einem Tag wieder weg. 

Zum ersten Mal sahen wir auch riesige Ameisenstrassen, welche sehr interessant zu beobachten sind. Sogar die Schmetterlinge in Zentralafrika sind um ein Vielfaches grösser als alle die wir bisher auf dieser Reise gesehen hatten. Der grösste hatte eine Flügelspannweite von ungefähr 15 cm. 

Eines Morgens machte eine Bienenattacke das Zusammenräumen des Zeltes extrem mühsam und speziell die verschwitzten Kleider zogen die Tiere an. Wir konnten die Kleider erst nach ein paar Kilometern richtig anziehen, da wir nicht wussten, ob sich noch Tiere darin versteckt hatten. 

Von oben sah der Stausee aus, als hätte er fast kein Wasser mehr. Nachdem wir jedoch den Fluss nach der Staumauer zu Gesicht bekamen, änderte sich unsere Ansicht. Wir trafen einen braunen, reissenden Fluss an. Dort wo wir eigentlich eine Brücke über den Fluss erwarteten, sahen wir nur eine Lianenbrücke. Zu unserem Erstaunen gab es wirklich keine andere Brücke zum Dorf auf der anderen Seite und die Leute vor Ort meinten, wir müssten entweder den Preis für das Passieren der Brücke bezahlen oder die 30 km zurückfahren. Somit diskutierten wir mit Teddy, der für die Brücke verantwortlich war. Schlussendlich durften wir die imposante Brücke, nur aus Lianen konstruiert, mit unserem gesamten Material passieren. Er meinte noch, die Brücke sei nicht im besten Zustand und falls etwas reisst, müssten wir die Reparatur bezahlen. 

Ein wenig verunsichert nach dieser Warnung trugen wir langsam die Fahrräder über die wacklige Naturbrücke und versuchten nicht zu oft in das weiss schäumende Wasser zu schauen. Nach etwa einer halben Stunde war alles auf der anderen Seite und wir realisierten sofort, dass das angebliche Dorf auf unserer Karte aus gerade drei Häusern bestand. Teddy führt mit seiner Frau ein Restaurant und wir erhofften uns im Dorf unser wohlverdientes Frühstück zu kaufen. Nach kurzer Diskussion wurden wir von Teddy grosszügigerweise eingeladen und assen zusammen, während der junge Familienvater uns seine Lebensgeschichte erzählte. 

Nachdem wir den imposanten Wasserfall besichtigten, schoben wir unsere Fahrräder schwitzend einen Hügel hoch und hofften bald auf eine anständige Strasse zu treffen. Leider mussten wir uns ein paar Kilometer durch einen überwachsenen Pfad kämpfen und mehrere Stücke schieben. Kurz bevor wir eine breite, rotorange Piste erreichten, trafen wir den dritthöchsten Bürgermeister. Er meinte wir könnten ohne Probleme unser Zelt beim Rathaus aufstellen. 

In Franceville angekommen, meinte der Sicherheitsbeauftragte beim Stadthaus, wir müssten zuerst die Erlaubnis vom Bürgermeister einholen, um die Nacht auf dem Gelände zu verbringen. Schlussendlich kamen der Verantwortliche des Geländes und kurz darauf der Bürgermeister höchstpersönlich. Dies alles an einem Samstag! Nachdem wir allen Anwesenden unsere Reise erklärten, drückte der Bürgermeister seinem Untergeordneten Geld in die Hand und meinte wir sollen doch auf seine Kosten in einem hübschen Hotel logieren. So wurden wir zu einem Hotel geführt und konnten alles so arrangieren, damit wir uns zwei Tage ausruhen konnten. 

Wir genossen das Zimmer mit Klimaanlage, fliessendem Wasser, Strom und eigenem Bett. Dies war das erste Mal, dass wir seit Senegal in einem offiziellen Hotel, ausgestattet mit schönen Zimmern übernachteten. Unsere Unterkunft lag direkt an einem breiten Strom, in welchem wir uns abkühlen konnten. 

Beim Abendessen lernten wir eine Senegalesin kennen, welche am Tag darauf extra für uns ein Frühstück aus ihrer Heimat präparierte. 

Nach der Verabschiedung aller Bekanntschaften, fuhren wir weiter und es ging nicht lange bis wir wieder ordentlich Höhenmeter sammelten. 

Bongoville ist der Heimatort der Präsidentenfamilie und dies war sogar während der Durchfahrt unschwer zu erkennen. Schöne, moderne Häuser und sogar die Nebenstrassen waren asphaltiert. Der ehemalige Staatspräsident Omar Bongo war der am längsten herrschende Staatschef Afrikas, bevor er 2009 starb. Dieser Rekord von 41 Jahren sagt viel über die Politik dieses rohstoffreichen Staates aus. Immerhin hat er 10% des Landes als Nationalpark deklariert und somit den Tourismus und den Schutz der Artenvielfalt gefördert. 

Nach Bongoville änderte sich die Landschaft schlagartig und wir befanden uns in einer Savannenlandschaft. Nur noch in den kleinen Dörfern oder an Flüssen gab es Bäume und die Vegetation war plötzlich trocken und karg. Plötzlich kamen uns etwa ein Dutzend Rennradfahrer entgegen, welche wahrscheinlich eine der sieben Etappen des internationalen Fahrradrennens «La Tropicale Amissa Bongo» abfahren. Kurz vor dem letzten grösseren Ort vor der Grenze, wollte die Gendarmerie Geld von uns für die Routinekontrolle. Wir wurden sofort wütend und unfreundlich. Nach einigen unnötigen Fragen gaben die angetrunkenen Polizisten nach. 

Wir fragten eine angetrunkene Frau, wo wir etwas zu essen finden konnten. Nach einem kurzen Gespräch meinte sie, dass sie etwas für uns kochen würde. Sie führte uns zu ihrem Haus und erzählte uns, dass sie seit 30 Jahren in Frankreich lebt. Über zwei Stunden kochte sie für uns und nicht einmal ein Gewitter konnte die quirlige Frau demotivieren. Bereits seit dem frühen Morgen waren Jung und Alt bereits am Bier trinken. Die Musik wurde immer lauter und die Leute im Dorf feierten den Jahreswechsel bis in die Morgenstunden. 

Angeblich feiern die Leute in dieser Region den ganzen Januar Neujahr. Am 2. Januar machten die Dorfbewohner noch keinen Anschein mit dem Bier und Palmwein zu pausieren. 

Von der Hauptstrasse führte ein sandiger Pfad zu einem roten Canyon, den wir uns anschauen wollten. Wir liessen die Fahrräder zurück und liefen die 5 Kilometer zu den eindrucksvollen Felsformationen. Wir hatten einen schönen Ausblick über das durch jahrelangen Prozess entstandene Naturphänomen. Nachdem wir den langen Weg zurückgelaufen sind, legten wir die restlichen Kilometer an den Grenzort per Fahrrad zurück. Leider lebten dort nur noch zwei Familien und die Leute sagten uns es gäbe nichts zu essen. Nachdem wir eine andere Frau fragten, sahen wir viele Lebensmittel hinter dem Haus und plötzlich war es kein Problem mehr. Für uns ist es extrem mühsam auf diesem Weg und wir wissen nicht recht, wieso uns die Leute in Gabun teilweise so direkt anlogen. 

Leider hatten wir in Gabun Mühe mit der Mentalität der Leute und teilweise erinnerte uns die Verhaltensweisen an die Schweiz. Wir fühlten uns nur selten willkommen und die Leute schauten nur für sich selber und interessierten sich nicht für unser Wohlergehen. Seit Senegal hatten wir keine Kochutensilien mehr dabei. Aus diesem Grund waren wir auf Garküchen oder Leute angewiesen, welche für uns eine Mahlzeit zubereiten konnten. Natürlich hatten wir auch in Gabun schöne Bekanntschaften und der unendliche Regenwald und die Savannenlandschaften waren wunderschön. 

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