Elfenbeinküste

19. Juli 2019 – 14. August 2019:  

Nach der Überquerung des Grenzflusses mit einer Fähre, bemerkten wir sofort, dass die Bewohner der Elfenbeinküste einen höheren Lebensstandard haben und somit auch die Männer am Grenzposten professioneller arbeiteten. Schlussendlich fragten die gut gebauten Männer trotzdem nach unserem Facebook Kontakt und wir merkten, dass wir immer noch in Afrika waren.

Anstatt mit «hello» grüssen uns die Leute wieder mit «bonjour» und wir müssen uns einmal mehr mit der französischen Sprache auseinandersetzen.

Unser Freund Nico, den wir seit Monrovia nicht mehr gesehen hatten, empfahl uns einen Strand hinter einem kleinen Dorf. Wie es in Afrika schon öfter der Fall war, lernten wir Prince, den Bruder des Besitzers des Strandabschnittes, bereits in der vorherigen Stadt kennen. Er eskortierte uns zum wundervollen, mit Palmen gesäumten Sandstrand, zeigte uns das Dorf und kochte ein leckeres Abendessen für uns.

Die Männer des Dorfes umsorgten uns während des ganzen Aufenthalts wie in einem Luxusresort und fragen uns jeweils was wir essen wollten. Für diese ganze Arbeit wollten sie nicht einmal Geld und bedankten sich bei uns für unseren Besuch. Die Höhepunkte von Prince Kochkünsten waren frischer Fisch, Schnecken aus dem Busch und das innere einer Palme an einer köstlichen Sauce und natürlich tonnenweise Importreis.

Während des europäischen Winters fischen die Männer mit Adoniskörpern ausgestattet mit Flossen und Harpunen bis auf eine tiefe von 15m Langusten und andere Meeresbewohner. Momentan entspannen die Fischer im Dorf und trinken viel Zuckerrohrschnaps.

An einem Nachmittag liefen wir dem Strand entlang, um eine Luxusunterkunft aufzusuchen, welche ein Italiener führt. Das längere Gespräch mit dem Afrikakenner war sehr interessant und es war schön wieder einmal einen Italiener gestikulieren zu sehen.

Während dem Erkunden des Dorfes sahen wir eine Frau von oben bis unten tätowiert und fragten ob das permanent sei. Die Frau meinte das Muster auf ihrem Körper sei eine Tradition in ihrem Stamm und es wäre nach zwei Wochen wieder weg. Noch am selben Tag bekamen wir auch ein solches Tattoo. Adrian die Umrisse Afrikas und Fabian unser Cape2Cape Logo.

Wir entschieden uns den Traumstrand zu verlassen und uns auf den weiteren Weg nach Abidjan zu machen. Für eine Nationalstrasse und Hauptverbindungsachse zwischen West und Ost ist die Strasse in einem miserablen Zustand. Vor allem nach San Pedro, welche den zweitgrössten Hafen des Landes besitzt, hatte es Schlaglöcher in der Grösse von Schützengräben. Die Strasse führte uns an vielen Kakao-, Kautschuk- und Reisplantagen vorbei und viele Leute grüssen uns mit einem grossen Lachen auf dem Gesicht. Seit wir das Land betreten haben, begegnen uns erstaunlich viele Fahrradfahrer. Zum Teil sahen wir Männer beladen mit etlichen Kilogramm Holz oder Frauen mit einem Kind auf dem Rücken und eines vorne auf der Stange. Schlussendlich entschieden wir uns wegen des schönen Wetters in einem Kautschukwald zu campen.

Die erste Phase der Regenzeit in der Elfenbeinküste geht langsam zu Ende, bevor es im September wieder anfängt. Seit einigen Tagen scheint die Sonne wieder mehr und unser Teint wird definitiv wieder dunkler.

Die Elfenbeinküste ist bekannt für grossflächigen Kakaoanbau. Mit Abstand führen sie die weltweite Produktion von Kakao an und liefern 30% des weltweiten Gesamtkakaos. Zwei Drittel der Handelseinnahmen sind auf den Verkauf der beliebten Bohne zurückzuführen. Aufgrund der ungenügender Investitionssicherheit werden die Kakaobohnen jedoch nur bis zur Trocknung bearbeitet. Vor vielen Häuser sahen wir die braunschwarzen Bohnen zu Tausenden ausgelegt auf riesigen Planen. Das Kilogramm verkaufen die Kleinanbauer für weniger als 2 Euro.

Mit schönem Vogelgezwitscher und lautem Grillengezirpe schliefen wir ein. Um Mitternacht klingelte der Wecker, da wir den Blog aktualisieren wollten. Das Abonnement des lokalen Anbieters gab uns 1 GB Internet als Bonus von Mitternacht bis 6.00 Uhr morgens und dies nutzten wir natürlich aus.

Wir zogen an vielen kleinen Dörfern mit kleinen Marktständen und farbig gekleideten, aufgestellten Frauen vorbei. Bananen und nicht frittierte Snacks fanden wir allerdings erst viel später und mussten uns somit gedulden. In der Elfenbeinküste sind viele Leute hell begeistert von unserer Tour und wir haben das Gefühl zum ersten Mal seit längerer Zeit verstehen sie auch das Ausmass unseres Unterfanges. Im Gegensatz zu Liberia gibt es wenige Strassensperren der Polizei und den Pass mussten wir bis jetzt nur zweimal zeigen. Dafür sind die uniformierten Polizisten mit Pistolen oder Gewehren ausgestattet.

Leider mussten wir einen weiteren Sturz in die Statistik aufnehmen. Adrian musste wegen einem Schlagloch stark bremsen und Fabian war nicht gefasst, stürzte seitlich und rutschte etwa zwei Meter auf dem kiesigen Untergrund weiter. Ausser ein paar Schürfunden passierte glücklicherweise nichts.

Ausnahmsweise nicht von früh aufstehenden Dorfbewohner oder Tieren geweckt, erwachten wir gemütlich und verliessen die riesige Palmölplantage in Richtung Abidjan. Die Produktion an Palmöl in der Elfenbeinküste spielt im Vergleich zu Malaysia oder Indonesien kaum eine Rolle, aber nichtsdestotrotz gehört es zu den Ländern mit den zehn grössten Produktionsmengen.

Beim Essen in einem gut ausgestatteten Restaurant, waren wir erstaunt wie viele Frauen mit Kinder oder einzelne Frauen dort einkehrten. Traurigerweise rührten sie ihr essen kaum an und verliessen das Restaurant wieder und das Essen landete teilweise im Müll. Eine solche Situation ist uns in den letzten paar Ländern nie unter die Augen gekommen und löste einen reziproken Kulturschock aus.

Mit Abidjan erreichten wir den nächsten Meilenstein auf unserer Reise. Kurz vor dem Erreichen der Stadt sahen wir Dutzende Männer die riesige Berge von Kleider wuschen im braunen Wasser eines kleineren Flusses. Wir waren froh mit Adrians Fahrrad die Grossstadt erreicht zu haben und wurden sogleich von Nicolas unserem Gastgeber empfangen. Der Franzose mit äthiopischen Wurzeln lebt hier seit mehr als einem Jahr und fuhr selber mit dem Tourenrad durch Ghana im letzten Monat.

Seit einem Monat konnten wir nicht mehr warm duschen und darum freuten wir uns extrem wiedermal unsere Körper mit heissem Wasser waschen zu können.

Seit wir Westafrika betreten haben, fällt uns auf, dass nie jemand Wechselgeld hat und man immer mit der kleinstmöglichen Banknote bezahlen sollte. Zum Teil wartet man gut und gerne eine halbe Stunde auf das Wechselgeld. Die Marktfrauen schicken dann eines ihrer Kinder, welches von Marktstand zu Marktstand rennt und versucht Kleingeld zu bekommen. In der Elfenbeinküste wurde dieses Geldphänomen noch schlimmer und wir fanden heraus, dass es auch einen Grund gibt. Bis anhin war der Grund, dass die Leute das Geld sofort wieder ausgeben, sobald sie etwas verdienen. In der Elfenbeinküste ist die Währung CFA-Franc, welche ausserdem in Senegal, Guinea-Bissau, Mali, Burkina Faso, Togo, Benin und Niger verwendet wird. Das Problem hier ist, dass es nicht genügend Münzen gibt und dadurch der Marktwert den Realwert übersteigt. Somit werden illegal Münzen aus den anderen Ländern importiert, um hier getauscht zu werden. Aus diesem Grund rücken die Leute ungerne ihre wertvollen Münzen heraus und somit entsteht das Problem des Wechselgeldes.

Abidjan ist mit fast vier Millionen Einwohner die grösste Stadt des Landes und liegt am Golf von Guinea. Seit langem konnten wir wieder Produkte wie Joghurt, Müsli oder frisches Brot zu einem erschwinglichen Preis einkaufen. In den reicheren Vierteln gibt es fast an jeder Strasse eine «boulangerie» (Bäckerei) oder «pâtisserie» (Konditorei) mit köstlichem Brot und Süssgebäcken. Unsere Unterkunft bei Nicolas liegt im Stadtteil Cocody und gehört zu den vornehmeren Gegenden der Stadt. Es gibt fliessendes, heisses Wasser, Elektrizität und Internet. Alles Dinge die wir seit fast einem Monat nicht mehr gesehen hatten.

Zuoberst auf unserer to-do Liste stand die Organisation des Ghana Visums. Nachdem wir alle nötigen Unterlagen organisierten (2 Passfotos, 2 Antragsformulare und 2 Farbkopien der letzten Visa) fuhren wir zur Botschaft. Nach der ausführlichen Sicherheitskontrolle, teilte uns die unfreundliche Dame am Schalter mit, dass unsere Antragsformulare in schlechter Qualität sind und wir diese nochmals ausfüllen müssen. Zugegeben, unser Ausdruck in grellem Grün war nicht gerade schön, aber es erfüllte nach unserer Meinung den Zweck. Glücklicherweise nahm sie alle Unterlagen entgegen und fragte nicht nach einer Residenzkarte, welche man eigentlich für den Antrag bräuchte. Nach drei Tagen konnten wir den Pass mit dem Visum entgegennehmen.

Sport 3 ist ein Fahrradladen mit europäischen Teilen und die Mechaniker wissen was sie tun. Mit Hilfe von Nicolas erklärten wir ihnen alle unsere Probleme und er meinte sogar die Reparatur von Adrians Fahrrad sollte kein Problem darstellen. Schlussendlich reinigten sie unsere mit Schlamm beladenen Fahrräder, tauschten bei Adrian die Kette, Kassette, Kettenspannrädchen, Kettenführungsrädchen und das eine Kettenblatt aus. Ebenfalls bekamen wir beide neue Bremsbeläge und zahlten nicht einmal 20 Euro für alles zusammen. Nach einer Woche konnten wir unsere geliebten Zweiräder wieder abholen und bedankten uns bei den motivierten und interessierten Mechanikern.

An Nicos letzten Abend in Afrika für eine Weile, trafen wir uns auf ein Bier und diskutierten über unsere Erlebnisse in Westafrika. Schon interessant wie wir meistens dieselben Ansichten teilen, obwohl wir nicht lange zusammen unterwegs waren.

Wir waren sehr froh, endlich alle unsere Klamotten mit einer Waschmaschine waschen zu können, anstatt von Hand mit kaltem Wasser. Sogar unser schmutziges und blutverschmiertes Moskitonetz wuschen wir zum ersten Mal.

Das Nigeria Visum bereitet uns schon länger Sorgen, da es fast unmöglich ist, dieses zu bekommen. Wir versuchten unser Glück im Plateau, dem Geschäftsviertel der Stadt. Relativ schnell merkten wir, dass wir keine Chance haben und es entweder online oder in einem anderen Land nochmals versuchen müssen. In Abidjan ist es nur mit einer Residenzkarte möglich. Um eine solche zu bekommen, muss man mindesten zwölf Monate in der Elfenbeinküste wohnhaft sein.

Nicolas Freundin und Putzfrau kochte mit ihrer Freundin ein einheimisches Gericht namens Gouagouassou und wir assen zur Überraschung der zwei zurückhaltenden Ivorerinnen mit den Händen aus demselben Teller. Das Gericht enthielt eine scharfe Sauce, grillierten Fisch und eine Menge Reis.

An den meisten Abenden nutzen wir den Luxus des Projektors von Nicolas und schauten einige Filme, welche Afrika thematisieren oder Schauspieler mit Wurzeln aus Afrika.

Vor der Abreise impften wir uns für alle möglichen Sachen wie Gelbfieber, Hepatitis, Meningitis, Starkrampf, Tollwut etc. Da gewisse Impfungen nach einem Jahr erfrischt werden müssen, suchten wir ein Impfzentrum auf, um unsere vierte und letzte Tollwutimpfung zu bekommen. Der Sicherheitsbeauftrage am Eingang meinte aufgrund des kommenden Feiertages sei es an diesem Tag nicht mehr möglich. Wir glaubten ihm nicht und fanden kurz darauf den entsprechenden Arzt der uns innerhalb von 15 Minuten die Impfung verpasste. In Afrika ist alles irgendwie möglich!

Endlich konnten wir auch behaupten malariafrei zu sein. Wir absolvierten beide einen Schnelltest und das Resultat war zweimal negativ, somit sind wir froh weiterhin eine Medikamentenpause zu haben.

Am 7. August 1960 wurde die Elfenbeinküste unabhängig von Frankreich. Aufgrund der Fahrradreparaturen waren wir unplanmässig immer noch in der Stadt und wollten die Parade sehen. Alle Leute die wir jedoch fragten, hatten keine Ahnung wann und wo die stattfindet. Angeblich interessiert es die Leute auch nur mässig. Schlussendlich entschieden wir uns ins Zentrum zu fahren und das Ganze anzuschauen. Um sicher zu gehen, dass wir nicht umsonst die relativ weite Strecke auf uns nehmen, fragten wir bei einer Bar ein paar Einheimische wo wir denn hinsollten. Eine Gruppe Männer mit bunten Fussballtrikots erklärte uns die Militärparade sei bereits vorbei und alle Leute feiern, wie sie selber auch, in kleinen Gruppen in einer Bar.

Als sie unsere enttäuschten Gesichter sahen, meinten sie, wir sollen doch mit ihnen feiern und bestellten sofort ein Bier für uns. Die Männer im mittleren Alter treffen sich regelmässig um Fussball zu spielen und ziehen danach von Bar zu Bar, bis sie keine Lust mehr haben. Schon nach einigen Minuten schenkte einer der Männer Adrian seine traditionelle Kopfbedeckung, die er natürlich den ganzen Tag stolz trug. Bereits in der zweiten Bar wurde fleissig getanzt und es wurde uns zu jeder Musikrichtung der zugehörige Tanzstil gezeigt. Wir genossen die offene Art und hatten trotz Sprachbarriere interessante Gespräche. In der dritten Bar hatten wir alle bereits einen ordentlichen Pegel und die Flaschen leerten sich nicht mehr so schnell wie zu Beginn. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns von der lustigen Truppe. Hermann schenkte uns zum Abschluss je ein Trikot der Nationalmannschaft. Wir bedanken uns mehrmals und freuten uns extrem über das schöne Geschenk, da uns die Farben des T-Shirts seit dem ersten Anblick sehr gefielen.

Vor ein paar Wochen haben wir in einer für Westafrika spezifischen Facebook-Gruppe eine Nachricht veröffentlich, dass wir jemand suchen der uns aus Europa ein paar Dinge nach Abidjan bringen kann. Tatsächlich meldete sich Gian, ein Schweizer, der anfangs August in die Elfenbeinküste fliegt und konnte uns grosszügigerweise ein paar Sachen mitnehmen.

Seit einigen Wochen hatten wir Problem mit den Reissverschlüssen an unserem Zelt. Da wir beide Eingänge in den letzten Tagen nur nach mehreren Versuchen schliessen konnten, ersetzten wir diese und suchten einen Näher auf. Praktischerweise findet man in einer afrikanischen Stadt alles was das Herz begehrt in einem Radius von 500 Metern. Kaum auf der Strasse hörten wir eine Schere klimpern und wussten was das bedeutete. Der junge Mann aus dem Niger läuft jeden Tag der Woche stundenlang durch die Quartiere und flickt Kleider. Im Nu flickte er die Löcher, die durch den Ersatz entstanden sind und hatte sogar einen farblich passenden Faden zur Hand.

Beim Verlassen der Grossstadt kompensierten wir als Nichtraucher die nicht inhalierten Schadstoffe eines Jahres im Nu. Die alten Transporter stossen jedes Mal, wenn sie losfahren eine unglaublich grosse, schwarze Rauchwolke aus, so dass man kaum noch sieht wo man durchfährt.

Bei der ersten Pause nach über 70 Kilometern, spürten wir bereits die Übersäuerung aller Muskeln unserer Beine. Vielleicht wären wir nach der fast zweiwöchigen Pause besser etwas gemächlicher gestartet…

Frühmorgens wurden wir einmal von einem Knaben, der am Vorabend unweit von unserem Schlafplatz mit seinem Vater selbsthergestellte Kohle und grillierte Maiskolben verkaufte, unsanft geweckt. Er rüttelte an Fabians Bein und sagte: «les vieux, les vieux». In unserer Mentalität wäre eine solche Aktion unhöflich, aber in Afrika ist es völlig normal und Rücksicht kennt man so nicht.

Wir fuhren weiterhin durch sekundären Regenwald und die Strasse war von unerwartet vielen Autos und Lastwagen befahren. Es kamen uns immer wieder Lastwagen mit riesigen Stämmen aus Tropenholz entgegen und wir fragten uns wo es in der Elfenbeinküste überhaupt noch solch mächtige Bäume gibt.

Plötzlich hielt ein Geländewagen an und ein Mann deutete uns eifrig, er wolle mit uns sprechen. Er stellte sich als Jean-Claude vor und war Präsident eines Fahrradclubs in Abidjan. Extrem interessiert fragte er über unsere Reise nach und schoss einige Fotos mit uns.

Trotz den vielen immer steiler werdenden Steigungen, kamen uns Dutzende Männer und Kinder auf dem Fahrrad entgegen. Meistens waren die alten, rostigen Zweiräder maximal mit Feuerholz bepackt. Ausserdem sahen wir wie Bananen oder Palmblätter transportiert wurden. Am Strassenrand sahen wir immer wieder wie ganze Tiere aus dem Busch grilliert wurden. Darunter waren Ratten, Schuppentiere und verschiedene grössere Nagetiere. Für unser Mittagessen sah der Zufall «Futu» mit einem Stück Gazellenfleisch vor.

Aufgrund des höchsten muslimischen Feiertages, genannt Tabaski, waren die Strassen fast leer und wir hatten die gute Asphaltstrasse für uns. Bereits am Vortag sahen wir überall wie Männer Kühe und Schafe schlachteten für den Feiertag. In jedem Dorf hörten wir Musik aus den Häusern und manchmal dröhnte es aus dem Busch, als ob sich dort eine Disco befinden würde. Alle Leute, ob Muslime oder nicht, waren gut drauf und grüssten uns noch enthusiastischer als sonst.

In einem kleineren Ort fragten wir nach einem Restaurant, da wir keines fanden und wurden prompt zum Essen eingeladen. Uns wurde, wie es die Tradition bestimmt, frische Schafsleber an einer köstlichen Zwiebelsauce und Reis serviert. Der Besitzer des benachbarten Ladens schenkte uns sogar noch Süssgetränke und wir fühlten uns wie Ehrengäste.

Es ist schön zu sehen wie in Westafrika Muslime und Christen gemeinsam die religiösen Feste feiern und ein Zusammenleben überhaupt kein Problem zu sein scheint. Traurigerweise sind wir von diesem gegenseitigen Respekt und Akzeptanz weit entfernt.

Wir verabschiedeten die immer noch in Feierlaune befindliche Familie, nachdem wir das bereits vorbereitete Frühstück vertilgten.

Die vielen Anstiege und Abfahrten blieben uns treu und der Schweiss drang aus allen Poren. Generell hatten wir in den letzten Tagen das Gefühl, die Luftfeuchtigkeit sei noch extremer. Sogar bei bewölktem Himmel lief uns der Schweiss in den Pausen ins Gesicht.

Nach den beiden Ländern Liberia und Sierra Leone, wo Hilfsprojekte omnipräsent waren und fast jedes kleine Dorf einen Pumpbrunnen hatte, sieht die Situation in der Elfenbeinküste etwas anders aus. Moderne Brunnen sind eine Seltenheit und die alten Ziehbrunnen sind meistens nicht einmal abgedeckt, wenn sie nicht gebraucht werden.

Von Vogelgezwitscher und raschelnden Kleintieren wurden wir in unserem Versteck, relativ tief im Wald, geweckt. In einem netten, authentischen Restaurant fragte uns die Mutter einer hübschen, jungen Dame ziemlich direkt, ob einer von uns Interesse hätte ihre Tochter zu heiraten. Schlussendlich fanden wir heraus, dass wir als Nichtmoslems dann doch nicht geeignete Kandidaten waren.

Während der letzten Wochen in der Elfenbeinküste hatten wir viele nette Begegnungen und waren einmal mehr von der Gastfreundschaft in Afrika überwältigt. Die Landschaften auf unserer Route waren leider von vielen Plantagen geprägt und daher eher eintönig. Als nächstes Land wartet Ghana auf uns, wir sind sehr gespannt was dieses noch fortschrittlichere Land zu bieten hat.

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