Zentralgabun – Grenze Republik Kongo

(Last Updated On: Januar 6, 2020)

24. Dezember 2019 – 4. Januar 2020:

Seit einer Woche hatten wir das erste Mal wieder Empfang und konnten unseren Familienangehörigen mitteilen, dass wir noch leben. Beim Stadthaus durften wir unser Zelt unter dem Dach einer Tribüne aufstellen. Man gab uns sogar eine Steckdose an einem Verlängerungskabel, welche bis zum Zelt reichte.

Dank den Plastikbäumen und den roten Kappen, kam auch hier ein wenig Weihnachtsstimmung auf. Vor allem am lauten Kirchengesang wurden wir daran erinnert, dass Feiertage anstehen.

Wie es der Zufall wollte, trafen wir die Lastwagentruppe noch einmal. Sie hatten ihre Ware zwar abgeliefert, aber in der ganzen Stadt gab es keinen Diesel mehr für die Rückfahrt.

Ein langer Anstieg liess und so richtig schwitzen und wir beide wünschten uns, nicht so viel zum Frühstück gegessen zu haben. Vielleicht hätten zwei Baguette pro Person auch gereicht!

Erstaunlicherweise betteln die Leute mehr in reicheren Ländern als in armen und sind im Allgemeinen weniger Gastfreundlich. In ganz Afrika sind sich die Leute sicher, dass wir von der Regierung gesponsert werden oder zumindest nach der Reise reich werden.

Die Asphaltstrasse half uns trotz der vielen Anstiege gut vorwärts zu kommen. Am Abend überraschte uns ein Gewitter und wir durften spontan bei der Dorfchefin im Wohnzimmer übernachten.

Anstatt direkt nach Franceville zu fahren, machten wir noch einen Abstecher zu einem Stausee. Angeblich soll es nach der Staumauer einen Wasserfall und eine Lianenbrücke geben. Die Strasse führte uns über einige Hügel und wir hatten eine schöne Aussicht auf die Savannenlandschaft.

Seit Gabun werden wir von ganz kleinen Insekten geplagt die «fourous» genannt werden. Diese Tiere hinterlassen rote Kreise von zirka einem Zentimeter Durchmesser auf der Haut. Immerhin jucken die Stiche nicht lange und die Spuren sind nach etwa einem Tag wieder weg.

Zum ersten Mal sahen wir auch riesige Ameisenstrassen, welche sehr interessant zu beobachten sind. Sogar die Schmetterlinge in Zentralafrika sind um ein Vielfaches grösser als alle die wir bisher auf dieser Reise gesehen haben. Der grösste hatte eine Flügelspannweite von ungefähr 15 cm.

Eines Morgens machte eine Bienenattacke das Zusammenräumen des Zeltes extrem mühsam und speziell die verschwitzten Kleider zogen die Tiere an. Wir konnten die Kleider erst nach ein paar Kilometern richtig anziehen, da wir nicht wussten ob sich noch Tiere darin versteckt hatten.

Von oben sah der Stausee aus, als hätte er fast kein Wasser mehr. Nachdem wir jedoch den Fluss nach der Staumauer zu Gesicht bekamen, änderte sich unsere Ansicht. Wir trafen einen braunen, reissenden Fluss an. Dort wo wir eigentlich eine Brücke über den Fluss erwarteten, sahen wir nur eine Lianenbrücke. Zu unserem Erstaunen gab es wirklich keine andere Brücke zum Dorf auf der anderen Seite und die Leute vor Ort meinten, wir müssten entweder den Preis für das Passieren der Brücke bezahlen oder die 30 km zurückfahren. Somit diskutierten wir mit Teddy, der für die Brücke verantwortlich war. Schlussendlich durften wir die imposante Brücke, nur aus Lianen konstruiert, mit unserem gesamten Material passieren. Er meinte noch, die Brücke sei nicht im besten Zustand und falls etwas reisst, müssten wir die Reparatur bezahlen.

Ein wenig verunsichert nach dieser Warnung trugen wir langsam die Fahrräder über die wacklige Naturbrücke und versuchten nicht zu oft in das weiss schäumende Wasser zu schauen. Nach etwa einer halben Stunde war alles auf der anderen Seite und wir realisierten sofort, dass das angebliche Dorf auf unserer Karte aus gerade drei Häusern bestand. Teddy führt mit seiner Frau ein Restaurant und wir erhofften uns im Dorf unser wohlverdientes Frühstück zu kaufen. Nach kurzer Diskussion wurden wir von Teddy grosszügigerweise eingeladen und assen zusammen, während der junge Familienvater uns seine Lebensgeschichte erzählte.

Nachdem wir den imposanten Wasserfall besichtigten, schoben wir unsere Fahrräder schwitzend einen Hügel hoch und hofften bald auf eine anständige Strasse zu treffen. Leider mussten wir uns ein paar Kilometer durch einen überwachsenen Pfad kämpfen und mehrere Stücke schieben. Kurz bevor wir eine breite, rotorange Piste erreichten, trafen wir den dritthöchsten Bürgermeister. Er meinte wir könnten ohne Probleme unser Zelt beim Rathaus aufstellen.

In Franceville angekommen, meinte der Sicherheitsbeauftragte beim Stadthaus, wir müssten zuerst die Erlaubnis vom Bürgermeister einholen, um die Nacht auf dem Gelände zu verbringen. Schlussendlich kamen der Verantwortliche des Geländes und kurz darauf der Bürgermeister höchstpersönlich. Dies alles an einem Samstag! Nachdem wir allen Anwesenden unsere Reise erklärten, drückte der Bürgermeister seinem Untergeordneten Geld in die Hand und meinte wir sollen doch auf seine Kosten in einem hübschen Hotel logieren. So wurden wir zu einem Hotel geführt und konnten alles so arrangieren, damit wir uns zwei Tage ausruhen konnten.

Wir genossen das Zimmer mit Klimaanlage, fliessendem Wasser, Strom und eigenem Bett. Dies war das erste Mal, dass wir seit Senegal in einem offiziellen Hotel, ausgestattet mit schönen Zimmern übernachteten. Unsere Unterkunft lag direkt an einem breiten Strom, in welchem wir uns abkühlen konnten.

Beim Abendessen lernten wir eine Senegalesin kennen, welche am Tag darauf extra für uns ein Frühstück aus ihrer Heimat präparierte.

Nach der Verabschiedung aller Bekanntschaften, fuhren wir weiter und es ging nicht lange bis wir wieder ordentlich Höhenmeter sammelten.

Bongoville ist der Heimatort der Präsidentenfamilie und dies war sogar während der Durchfahrt unschwer zu erkennen. Schöne, moderne Häuser und sogar die Nebenstrassen waren asphaltiert. Der ehemalige Staatspräsident Omar Bongo war der am längsten herrschende Staatschef in Afrika, bevor er 2009 starb. Dieser Rekord von 41 Jahren sagt viel über die Politik dieses rohstoffreichen Staates aus. Immerhin hat er 10% des Landes als Nationalpark deklariert und somit den Tourismus und den Schutz der Artenvielfalt gefördert.

Nach Bongoville änderte sich die Landschaft schlagartig und wir befanden uns in einer Savannenlandschaft. Nur noch in den kleinen Dörfern oder an Flüssen gab es Bäume und die Vegetation war plötzlich trocken und karg. Plötzlich kamen uns etwa ein Dutzend Rennradfahrer entgegen, welche wahrscheinlich eine der sieben Etappen des internationalen Fahrradrennens «La Tropicale Amissa Bongo» abfahren. Kurz vor dem letzten grösseren Ort vor der Grenze, wollte die Gendarmerie Geld von uns für die Routinekontrolle. Wir wurden sofort wütend und unfreundlich. Nach einigen unnötigen Fragen, gaben die angetrunkenen Polizisten nach.

Wir fragten eine angetrunkene Frau, wo wir etwas zu essen finden könnten. Nach einem kurzen Gespräch meinte sie, dass sie etwas für uns kochen würde. Sie führte uns zu ihrem Haus und erzählte uns, dass sie seit 30 Jahren in Frankreich lebt. Über zwei Stunden kochte sie für uns und nicht einmal ein Gewitter konnte die quirlige Frau demotivieren. Bereits seit dem frühen Morgen waren Jung und Alt bereits am Bier trinken. Die Musik wurde immer lauter und die Leute im Dorf feierten den Jahreswechsel bis in die Morgenstunden.

Angeblich feiern die Leute in dieser Region den ganzen Januar Neujahr. Am 2. Januar machten die Dorfbewohner noch keinen Anschein mit dem Bier und Palmwein zu pausieren.

Von der Hauptstrasse führte ein sandiger Pfad zu einem roten Canyon, den wir uns anschauen wollten. Wir liessen die Fahrräder zurück und liefen die 5 Kilometer zu den eindrucksvollen Felsformationen. Wir hatten einen schönen Ausblick über das durch jahrelangen Prozess entstandene Naturphänomen. Nachdem wir den langen Weg zurückgelaufen sind, legten wir die restlichen Kilometer an den Grenzort per Fahrrad zurück. Leider lebten dort nur noch zwei Familien und die Leute sagten uns es gäbe nichts zu essen. Nachdem wir eine andere Frau fragten, sahen wir viele Lebensmittel hinter dem Haus und plötzlich war es kein Problem mehr. Für uns ist es extrem mühsam auf diesem Wege und wir wissen nicht recht wieso uns die Leute in Gabun teilweise so direkt anlogen.

Leider hatten wir in Gabun Mühe mit der Mentalität der Leute und teilweise erinnerte uns die Verhaltensweisen an die Schweiz. Wir fühlten uns nur selten willkommen und die Leute schauten nur für sich selber und interessierten sich nicht für unser Wohlergehen. Natürlich hatten wir auch in Gabun schöne Bekanntschaften und der unendliche Regenwald und die Savannenlandschaften waren wunderschön.

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