25. November – 04. Dezember 2019:
Als erstes Stand wieder einmal die Visumsjagd auf dem Programm. Bei der Botschaft in Gabun wurden wir gleich abgewiesen, da wir keine langen Hosen trugen. Wir fanden das zwar lächerlich, aber dem Sicherheitsmann war das mehr als egal. Also fuhren wir zurück zur Unterkunft und kehrten mit neuem Outfit zurück.
Die nicht gerade vor Freude strotzende Frau sagte uns welche Dokumente wir benötigten und wir suchten alles Nötige hervor. Eigentlich war alles schon bereit als wir plötzlich merkten, dass das Visum ab dem Ausstellungsdatum gültig sein wird. Wir beschwerten uns lautstark und konnten nicht glauben, dass es nicht anders möglich ist. Aufgrund unserer lautstarken Diskussion kam der Botschafter aus dem Büro nebenan dazu und konnte unsere Aufregung nachvollziehen. Schlussendlich gab er uns einen Kompromissvorschlag von 45 anstatt 30 Tagen zu einem Spezialpreis. Ein bisschen enttäuscht akzeptieren wir die Ausgangslage und bekamen das biometrische Visum innerhalb einer Stunde.
Zwischenzeitlich machte uns zusätzlich wütend, dass diese Frau uns etwa 20 USD mehr verrechnen wollte, nur für das Ausfüllen der Formulare. Gefragt, ob wir diesen Service in Anspruch nehmen wollten, wurden wir jedoch nie!
Noch am selben Tag pedalten wir über die hügligen und zum Teil völlig kaputten Strassen der Hauptstadt zur Botschaft der Republik Kongo. Die Schlaftablette einer Beamtin sammelte alle Dokumente ein und sagte uns, dass wir in einer Woche das Visum abholen können. Da uns die Expressgebühr zu teuer war, liessen wir uns darauf ein, noch ein wenig länger zu bleiben.
Da Jocelyn auf Warmshowers und auf Couchsurfing aktiv ist, kam zu unserer Überraschung nach einigen Tagen Mahdi vorbei. Den Tunesier hatten wir in Togo das erste Mal getroffen und waren seither in Kontakt.
Das Einkaufen in Kamerun kann sehr mühsam sein, da niemand Wechselgeld hat. Nicht einmal in grossen Einkaufsläden konnten wir zum Teil einkaufen, da wir nicht das nötige Kleingeld dabeihatten. Denn den Kassierinnen war es schlicht egal, ob wir jetzt unsere Produkte einkaufen konnten oder nicht. Die empfohlenen Riegel wollten wir nicht kaufen, nur, weil kein Kleingeld vorhanden war. Von diesen Situationen hatten wir jeden Tag mehrere und es erinnerte uns an die Elfenbeinküste.
Zum Glück bekamen wir von einem anderen Tourenfahrer die Adresse eines zuverlässigen Fahrradmechanikers in Yaoundé. Dieser hatte sogar zwei neue Tretlager. Vor allem Fabian musste seines dringend ersetzten, da es seit Lagos eierte und nicht mehr lange durchgehalten hätte. Adrian ersetzte seines auch, da wahrscheinlich in den nächsten Ländern keine solchen Mechaniker zu finden sind.
Ausserdem konnte Adrian bereits seit Dakar nicht mehr in das obere Kettenblatt schalten (Kranz vorne) und kein Mechaniker konnte das Problem beheben. Zum Glück hatten die Kameruner eine Lösung parat und montierten einen neuen Schalthebel und ein drittes Kettenblatt. Somit war das Problem mit den steilen Anstiegen und mit der Schaltung gelöst. Auch neue Bremsbeläge konnten wir erwerben und haben somit seit langem wieder komplett funktionstüchtige Fahrräder.
Am Wochenende kam noch ein Freund von Jocelyn aus Douala auf Besuch und die Anzahl der Bewohner der Wohnung erhöhte sich auf fünf. Bei einem gemütlichen Abendessen in den Strassen von Yaoundé genossen wir die Gesellschaft und Gespräche.
Adrian hatte bereits die letzten Tage immer wieder Beschwerden, aber es wurde nie wirklich schlimmer. Er spürte, dass etwas im Kommen ist, aber wusste nicht was genau. Direkt nach der Ankunft bekam er starke Kopfschmerzen und die Lebergegend strahlte Schmerzen aus. Also machte er einen Malariatest und einen Typhustest. Der Malariatest war wenig überraschend positiv.
Jocelyn hatte die Nummer einer erfahrenen Französischen Ärztin die schon Dutzende Jahre in Kamerun lebt. Sie empfahl ein Blutbild und dies zeigte, dass die Malariainfektion dank der Medikamente bereits wieder weg war. Jedoch waren die Infektionswerte zu hoch und somit wurde ein Ultraschallbild des Unterleibs angeordnet. In der Zwischenzeit schmerze einmal Adrians Lebergegend, einmal der Rücken und plötzlich die Schulter.
Die Ultraschalluntersuchung ergab einen 6 mm grossen Nierenstein, angeschwollenen Lymphknoten und eine vergrösserte Leber. Die vergrösserte Leber konnte mit grösster Wahrscheinlichkeit auf die Malariainfektion zurückgeführt werden. Um die Situation des Nierensteins richtig einzuschätzen, empfahl die Ärztin den Besuch eines Experten. Dieser meinte der Stein sollte von selber über den Urin ausgeschieden werden in dieser Grössenordnung. Mit dieser Beurteilung und einigen neuen Medikamenten bekamen wir die von uns gewünschte Erlaubnis für die Weiterfahrt. Nur ein weiterer Test spezifischer Leberwerte musste gemacht werden und nachdem dieser nichts Alarmierendes anzeigte, entschieden wir uns am Folgetag weiterzufahren.