Windhuk/Rundreise mit einem Mietauto

(Last Updated On: April 13, 2020)

20. März – 27. März 2020:

Adrians Eltern hatten ein Zimmer in einem Hostel in Windhuk gebucht. Ihr Flug wurde gestrichen und somit konnten wir von diesen zwei Nächten in einem schönen Zimmer profitieren. Im Hostel befanden sich viele Reisende und wir lernten viele nette Leute kennen. Die Mehrheit kam aus Deutschland und war bereits daran einen Rückflug zu organisieren. Die Stimmung war eher gestresst und viele Leute hatten schon Panik, dass sie nicht rechtzeitig nach Hause kommen.

Aktuell gibt es nur wenige bestätigte Fälle des Corona-Virus in Namibia, aber niemand weiss ob die Zahlen stimmen und wie viele Leute wirklich getestet wurden. Von anderen Radfahrern, die sich in Afrika befinden, haben wir gehört, dass die Leute ihnen bereits „Corona“ nachrufen, da es für die Einheimischen klar ist, dass die Weissen aus Europa oder die Chinesen diese Krankheit nach Afrika gebracht haben. Aus diesem Grund sind viele Radfahrer nach Hause geflogen und haben ihre Reise abgebrochen. Viele der kommerziellen Flüge wurden in den letzten Tagen gestrichen und somit sind viele Reisende gestrandet.

Die Feier zur Unabhängigkeit Namibias vor genau 30 Jahren musste leider aufgrund des Virus abgesagt werden. Die Einweihung des Präsidenten fand trotzdem statt und viele Staatschefs aus anderen Afrikanischen Staaten kamen zu Besuch und ignorierten die Ansteckungsgefahr.

In Windhuk wohnen ungefähr 20% der 2.1 Millionen Einwohner. Die Fläche Namibias ist ziemlich genau 20 Mal grösser als die der Schweiz. Die Bevölkerungsdichte ist nach der Mongolei die zweitkleinste der Welt.

Die meisten Autovermietungen waren bereits geschlossen oder vermieteten keine Autos mehr. Schlussendlich fanden wir eine kleine Autovermietung wo wir einen Nissan 4×4 zu einem fairen Preis mieten konnten. Wir konnten sogar zusätzlich noch einen Kühlschrank, Stühle, einen Campingtisch und einen Gaskocher in den Mietpreis feilschen. Aufgrund der Unsicherheit der Geschehnisse, mieteten wir das Auto erst einmal für eine Woche mit Option zur Verlängerung.

Beim Frühstück lernten wir Marie, eine Deutsche Studentin kennen und boten ihr an mit uns mitzufahren. Spontan entschied sich Marie ein wenig mit uns mitzureisen.

Auf dem Weg zur Waterberg Wilderness Lodge, am Rande des Waterberg Plateau Parks, planten wir zwei Nächte zu bleiben und die Gegend zu erkunden. Eine Arbeitskollegin und Freundin von Adrian ist die Tochter der Besitzer dieser und zwei anderen Lodges und darum hatten wir grosszügigerweise die Gelegenheit den für uns seltenen Luxus zu geniessen. Die Lodge bot einen wundervollen Ausblick auf die umliegenden Felsklippen.

Die Übernachtung in der Lodge beinhaltete ein leckeres Frühstücksbuffet, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und ein köstliches  4-Gänge Menu am Abend. Kurz, wir wurden richtig verwöhnt und konnten uns ein wenig vom ganzen Corona-Stress  distanzieren.

Um die Lodges gab es mehrere Wanderwege, welche man erkunden konnte. Im Park soll es Giraffen, Nashörner, Affen und viele Antilopenarten geben. Gemeinsam liefen wir den anspruchsvollen und dank dem vielen Regen mit hohem Gras zugewachsenen Pfad. An der Quelle, welche das ganze Tal und die Lodges mit Wasser versorgt, sahen wir mehr als ein Dutzend Paviane, welche uns seelenruhig beobachteten.

In einem der vielen Swimmingpools kühlten wir uns ab und entspannten im Schatten. Wir unterhielten uns übers Reisen und die aktuelle Situation in Afrika und wie sich diese Pandemie noch entwickeln könnte.

Marie verabschiedete sich wieder von uns und fand ein Paar, welches sie nach Windhuk mitnehmen konnte. Bevor wir weiterfuhren, liefen wir entlang eines Pfads, der die traurige Geschichte einer einheimischen Bevölkerungsgruppe während der Deutschen Besatzungszeit erklärte. Brutal wurden diese Leute unterdrückt, verfolgt und in Arbeitslager gesteckt während vieler Jahre.

Auf kleinen, wenig befahrenen Kiesstrassen fuhren wir zur Ghaub Lodge. Der Weg führte uns durch ein wunderschönes Tal, genannt „Tiger valley“ und bald erreichten wir die zweite Lodge von der Familie von Adrians Freundin Dominique.

Die einzigen anderen Gäste waren ein sympathisches Deutsches Paar, welches seit mehreren Monaten auf Weltreise war. Auch die beiden hatten sich bei der Deutschen Botschaft für einen Rückflug gemeldet und fuhren zurück nach Windhuk, in der Hoffnung bald nach Hause zu kommen.

Leider erreichten uns die Neuigkeiten, dass der Namibische Präsident entschieden hatte, zwei Regionen komplett zu isolieren in den folgenden Tagen, um die Verbreitung des Virus einzuschränken. Aus diesem Grund wussten wir, dass unsere Zeit mit dem Mietauto wahrscheinlich nicht mehr lange gehen würde und wir uns bald nicht mehr frei im Land bewegen können.

Wir entspannten auf dem ruhigen Gelände und genossen den Luxus. Adrian erkundete die hüglige  Gegend joggend und kam rechtzeitig zurück für Kaffee und Kuchen. Achim der Bruder von Dominique versprach uns eine Ausfahrt um Nashörner zu sehen. Für die normalerweise recht teure Tour wollte er nicht einmal etwas und wir freuten uns wie kleine Kinder auf die Ausfahrt. Zu Beginn sahen wir viel Wild und dutzende Warzenschweine. Kurz bevor Achim aufgab, versuchten wir unser Glück zu Fuss in der Nähe von ein paar Wasserlöchern. Plötzlich sichtete Fabian ein männliches Breitmaulnashorn nur einige Meter von uns entfernt. Schnell brachten wir uns in Sicherheit, da die mehr als drei Tonnen schweren Tiere trotz ihres Gewichts noch locker 40 km/h rennen können. Somit konnten wir auch das zweite Tier der „Big Five“ abhaken.

Im Restaurant unterhielten wir uns mit einigen Angestellten und erfuhren, dass auch hier bereits viele Leute entlassen wurden. Anscheinend sind wegen den nicht einreisenden Touristen schon 10% der namibischen Bevölkerung entlassen worden.

Nach dem Genuss des ausgiebigen Frühstücksbuffets, machten wir uns auf zum nächsten Ziel, dem Etosha Nationalpark. Definitiv eines der Highlighs in Namibia und darum wurde uns der Park von allen Reisenden empfohlen. Zuerst machten wir allerdings einen Zwischenstopp in Tsumeb, um Nigel zu besuchen. Der quirlige Ex-Radprofi und Tour de France Absolvent schenkte uns noch ein paar Ersatzteile für unsere Fahrräder und wir tauschten uns über die aktuelle Lage im Land aus.

Danach statteten wir dem Schweizer Paar Regine und Walter, welches wir vor ein paar Tagen auf dem Campingplatz kennengelernt hatten, einen Besuch ab. Das Rentnerpaar befand sich immer noch auf dem Camping und genoss die Ruhe und den Komfort vor Ort.

Nach dem Volltanken, suchten wir einer der beiden Seen in der Region auf. Der eindrückliche Guinas Lake ist durch den Einsturz eines Höhlensystems entstanden und darum stolze 130m tief. Wegen eines aufziehenden Gewitters war unser Bad nur von kurzer Dauer. Auf einer Nebenstrasse in der Nähe des Parkeingangs fanden wir einen Platz, wo wir unser Zelt aufstellten konnten.

Um 7 Uhr morgens, viel früher als sonst, waren wir bereits unterwegs Richtung Parkeingang und sahen den Sonnenaufgang. Nach dem Passieren des Zaunes, sahen wir bereits Giraffen auf der Strasse und freuten uns über das frühe Glück.

Nach dem Bezahlen der moderaten Eintrittsgebühr, entschieden wir uns für die Umfahrung eines relativ grossen Sees. Kurz darauf sahen wir bereits viele Streifengnus, Steppenzebras, Oryx, Kudus und weitere Antilopenarten. Von weitem sahen wir ein Tier, welches wir zuerst nicht zuordnen konnten. Doch als das Tier näher kam, realisierten wir unser Glück, denn es handelte sich um einen mächtigen Löwen. Dieser spazierte stolz vor uns über die Strasse und legte sich unweit von uns unter einen Strauch in den Schatten. Wir hatten überhaupt nicht mit der Sichtung eines Löwen gerechnet, da es im Etosha Park nicht viele Exemplare gibt und es während der Regenzeit eher schwierig ist diese zu sehen.

Der Etosha-Nationalpark ist halb so gross wie die Schweiz und somit das zweitgrösste Naturschutzgebiet Afrikas. Während der Weiterfahrt sahen wir nicht mehr viele neue Tiere und die Wasserlöcher waren aufgrund der momentanen Niederschlagsrate wenig oder gar nicht besucht. Die Salzpfanne des Parks ist riesig und eindrücklich. Diese sieht aus wie ein Meer ohne Ende und bietet keine Lebensgrundlage für den Grossteil der Lebewesen.

Während einer Pause telefonierten wir mit unserer Autovermietung und fanden heraus, dass wir das Auto bereits an diesem Tag in Windhuk zurückgeben sollten. Der Grund war die geplante Sperrung der Hauptstadt. Seit wir von dieser Absperrung Bescheid wussten, waren wir mit der Autovermietung in Kontakt und diese war sehr entspannt über die aktuelle Lage. Jetzt plötzlich musste alles (typisch Afrikanisch) schnell gehen und wir hatten keine Wahl, ausser zu kooperieren. Wenigstens konnten wir aushandeln das Auto in der Mitte, also nur 250km anstatt 450km weiter südlich zurückzugeben.

Somit fuhren wir auf dem direkten Weg zum Treffpunkt und übergaben das Auto an einen Fahrer, der aus Windhuk mit dem Bus anreiste. Danach wollten wir eigentlich zur Ghaub Farm von Achim fahren, um dort die Pandemie abzuwarten. Leider sagte uns dieser kurzfristig ab und meinte der ganze Hof müsste geschlossen und alle Mitarbeiter entlassen werden.

Nach kurzer Überlegungszeit entschieden wir uns wieder nördlich zu reisen, da wir dort wenigstens Nigel vom Fahrradprojekt und das Schweizer Paar (Regine und Walter) kannten. Wir fragten mehrere Leute wohin sie fahren, aber fanden niemanden der uns günstig mitnehmen wollte. Schlussendlich fuhr uns ein Pärchen zu einer Tankstelle, wo wir innerhalb einer Minute einen Transport nach Tsumeb fanden.

Im Auto lernten wir einen Polizisten kennen, der uns gleich zu sich nach Hause einlud, falls wir keinen geeigneten Ort für die nächsten Wochen finden würden. Im Radio hörten wir, dass es bereits mehrere tödliche Unfälle auf den Strassen Richtung Windhuk gegeben hatte, da viele Leute vor der Sperrung irgendwo hinfahren wollten. Kurz vor Mitternacht erreichten wir den uns bekannten Campingplatz und stellten müde unser Zelt auf.

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