Nordghana

(Last Updated On: August 23, 2019)

14. August – 22. August 2019:

Extrem freundliche und interessierte Grenzbeamten verabschiedeten uns in Richtung Ghana und bestätigten unser Bild der netten Leute in der Elfenbeinküste. Nach einigen Kilometern Niemandsland begrüssten uns die sehr professionellen Beamten auf der Ghanaischen Seite. Es gab sogar einen Duty-Free Shop mit günstigen Alkoholika, obwohl wir mitten im Nirgendwo waren.

Die schlechte Piste begleitete uns noch ein Stück, bevor wir eine uralte, mit Schlaglöchern überzogene Asphaltstrasse antrafen. In einem kleinen Dorf versuchten wir uns an unserem ersten Gericht in Ghana und waren hell begeistert. Eine Abwechslung tut immer gut!

Adrians Befürchtungen einer erneuten Malariaerkrankung bestätigten sich bei einem Schnelltest in einem Gesundheitszentrum. Im Wartesaal lief eine Amerikanische Wrestlingsendung und die verstaubten Dokumente lagen unsortiert in einem staubigen Gestell. Wieder auf der Piste überholte uns ein Bus voller singenden und klatschenden Kindern und wir fühlten uns als wären wir inmitten eines stereotypen afrikanischen Filmstreifens aus Hollywood.

Während unserer ersten Nacht in Ghana hörten wir zuerst die Moschee und danach bis spät in die Nacht irgendwelche Musik mit extremen Bass. In der Elfenbeinküste hörten wir fast jede Nacht Getrommel oder Musik, aber in Aktion sahen wir leider nie eine solche Darbietung.

Von Inga und Kenneth, die ebenfalls gerade Ghana bereisen, hörten wir, dass man im Mole Nationalpark für wenig Geld Elefanten aus nächster Nähe sehen kann. Also entschieden wir uns den weiten Weg auf uns zu nehmen. Nach dem Studium der Karte, fanden wir sogar eine Abkürzung, die sich schnell als gute Idee bestätigte.

Vor ein paar Jahren war in diesem Gebiet ein gut erhaltener National Park, genannt Bui. Leider entschied sich die Regierung einen riesigen Staudamm zu bauen und 40% des vorherigen Nationalparks zu fluten. Das 400 Megawatt Projekt ermöglicht immerhin vielen Dörfern den Anschluss an das nationale Stromnetz.

Am Eingangstor verwies uns eine nette Dame an das Hauptquartier. Ein aufgestellter junger Mann in einem schicken Hemd stellte uns kurz den Vize-Firmenchef vor und fuhr uns zu einem Aussichtspunkt, von welchem wir einen Teil des Sees und die Staumauer betrachten konnten. Normalerweise muss man eine solche Tour im Voraus buchen, aber unsere Geschichte hat uns wiedermal einen Vorteil verschaffen.

Seit wir Abidjan verlassen haben, hat sich die Landschaft nach der Überquerung der Grenze schnell geändert. Anstatt dichter Regenwald, erinnert die Umgebung eher an Gambia, einfach grüner aufgrund der Regenzeit. Vereinzelt sahen wir grosse Bäume, aber die Landschaft wird klar von Büschen und Termitenhügeln dominiert. Diese Änderung erstaunt wenig, da wir uns bereits über 500 km nördlich der Küste befinden (siehe Karte).

In einem kleinen Ort genannt Maluwe durften wir eine uralte Moschee im westsudanesischen Baustil besichtigen. Die Moschee ist mehrere hundert Jahre alt und besteht nur aus Lehm, Stangen- und Knüppelholz. Zum Glück gibt es inzwischen ein Mikrofon im Grundgeschoss, damit der alte Muezzin nicht die schmale, gefährliche Treppe aufs Dach besteigen muss.

In letzter Zeit schliefen wir fast immer in unserem Zelt und genossen die Ruhe und Freiheit in der Natur. Durch den grellen Vollmond braucht man in der Nacht nicht einmal eine Lampe um aufs Klo zu gehen. Eine solche Kulisse ist schwer zu ersetzten, darum nennt man das Zelt auch das Hotel ausgestattet mit Millionen von Sternen.

Adrian holte sich aufgrund der Schwäche des Immunsystems zusätzlich zur Malariaerkrankung eine Erkältung und darum entschieden wir uns wiedermal einen Pausentag einzulegen. In einer grösseren Stadt fragten wir, ob uns jemand unterbringen könnte, da wir nicht in einem Hotel übernachten wollten. Eine Familie, welche aus dem Niger migrierte, zeigte uns ohne zu zögern einen Raum und übergaben uns den Schlüssel wortlos.

Auf der Strasse assen wir bei kräftigen Frauen jegliche Gerichte der lokalen Küche und kamen somit mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Ein gewiefter Teenager erklärte uns Schritt für Schritt wie man Kenkey, ein lokales Maisgericht herstellt. Zuerst werden die Maiskörner vom Maiskolben getrennt und im Wasser 2-3 Tage gelagert. Somit wird die Schale von den Maiskörnern separiert. Danach werden die Maiskörner für einen Tag fermentiert und in einem weiteren Schritt gemahlen. Das gemahlene Pulver wird mit Salz und Wasser versetzt und so etwa 30 Minuten gekocht. Zum Schluss wird von Hand eine Kugel gebildet, mit Maisblätter eingewickelt, 2-3 Stunden auf dem offenen Feuer gekocht und danach mit einer separat zubereiteten Sauce serviert.

In Afrika trinken alle Gäste eines Strassenrestaurants aus demselben Becher, der in einem grossen Wassereimer per Handbewegung gefüllt wird. Die Becher werden höchstens am Abend gewaschen und die Teller und das Besteck wird jeweils mit kaltem Wasser und ein wenig Seife abgespült, wenn einer neuer Gast Platz nimmt.

Leider ist die Kommunikation trotz Englisch als Nationalsprache schwierig, da viele ältere Leute gar kein Englisch sprechen. Und wenn sie etwas Englisch können, verstehen sie uns nicht, da wir keinen Ghana-Dialekt sprechen. Lustigerweise warfen uns schon mehrere Leute vor, kein Britisches Englisch zu sprechen, sondern ein «kaputtes» Englisch und darum verstehen sie uns nicht. Eigentlich ist es eher umgekehrt, aber das ist schwierig zu erklären, speziell wegen den erwähnten Umständen. Ausserdem leben im Norden von Ghana viele Menschen aus Niger, Mali und Burkina Faso und sprechen somit Französisch.

Adrians Fieber und Erkältung stellte sich als hartnäckiger heraus als erwartet und darum ruhten wir etwas länger in Bole aus als zuerst gedacht. Eigentlich wollten wir weiterfahren, da bemerkte Fabian einen Platten am Hinterrad, den er zugleich mit über 20 Kindern als Zuschauer reparierte. Auf rauem Asphalt fuhren wir bis an die Kreuzung, bei welcher eine Strasse weiter nach Burkina Faso führt und die andere in Richtung Osten. Wir bogen nach Osten ab und erreichten bald den Korridor zwischen dem Mole Nationalpark und einem Waldschutzgebiet. Schon bald sichteten wir die ersten Affen tief im Wald. In einem kleinen Dorf fanden wir ein Abendessen und Frühstück bereit zum Mitnehmen. Nur die dazugehörige Sauce musste noch zubereitet werden, welches von einer Mutter an ihre tüchtige Tochter delegiert wurde, wie üblich in Afrika.

In Larabanga, dem letzten Dorf vor dem Eingang zum Mole Nationalpark, kauften wir uns Proviant ein, da man für dasselbe Gericht im Park bis zu 30 Mal mehr abdrücken muss. Wir bezahlten die niedrige Parkgebühr und fuhren gleich zu einem Aussichtspunkt, von wo man die Übersicht über ein Wasserloch hat.

Wir wurden nicht enttäuscht! Kaum hatten wir nach Tieren Ausschau gehalten, sahen wir eine Gruppe von fünf Elefanten, welche sich die Mäuler mit Blättern von den saftig grünen Bäumen vollstopften. Wir waren erstmal froh, dass sich der lange Umweg gelohnt hatte und beobachteten begeistert die Tiere eine Weile.

Am Nachmittag schlossen wir uns einer Safari an, welche von einem Ranger mit alter Schusswaffe geleitet wurde. Auf der zweistündigen Tour zu Fuss durch den Busch sahen wir einen Elefanten, viele Antilopen, Wasserböcke, Paviane und andere Affenarten. Anscheinend darf man nirgends sonst so nah an Elefanten ran. Endlich haben wir unser ersten Tier der «Big Five» gesehen! Es war speziell wiedermal nur von anderen Europäern umgeben zu sein.

Der starke Rückenwind und das Terrain liessen uns seit langem wiedermal über 80 Kilometer vor dem Mittagessen fahren. An einer Kreuzung bogen wir in Richtung Süden ab und nahmen den langen Weg bis nach Kumasi, der zweitgrössten Stadt des Landes in Angriff.

Nach der Abzweigung, trafen wir extrem flaches Gelände und eine schnurgerade Strasse an, die das Fahrradfahren eher langweilig gestaltete. In einem kleinen Dorf fragten wir nach etwas zu Essen und bekamen nach kurzer Zeit sogar einen ganzen Topf voll Reis geschenkt.

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