17. November – 24. November 2019:
Im ersten Kamerunischen Dorf wurden wir an ein anderes Dorfoberhaupt übergeben und fuhren eine extrem steile Abfahrt runter. Nachdem wir etwa 800 m an Höhe verloren hatten, begrüssten uns die freundlichen Zöllner auf Französisch und wir waren definitiv in Kamerun angekommen.
Ohne weitere Eskorte kämpften wir uns über die holprige Piste und mehrere steile Stücke in Richtung Hauptstrasse. Leider löste sich unsere Hoffnung schnell in Luft auf, eine bessere Strasse vorzufinden. Weiterhin wurden wir so richtig durchgeschüttelt und mussten tiefen Gräben aus der Regenzeit ausweichen. Wenigstens waren die steilen Abschnitte asphaltiert, denn es gab einige. Nachdem wir einen Pass hinter uns liessen, wurde das Gelände flacher.
Kamerun ist definitiv viel weniger dicht besiedelt als Nigeria und die Leute waren weniger emotional berührt über unsere Durchfahrt, sondern eher fast gleichgütig im Vergleich zu den lauten und interessierten Menschen in Nigeria.
Zum Frühstück kochten der arme Vize-Dorfchef und seine Frau nochmals exakt dasselbe Gericht wie schon am Vorabend. Dies signalisierte uns, dass jeder Rappen zählt und wir gaben ihnen ohne Aufforderung etwas Geld für das einfache Essen.
Leider änderte sich die Pistenqualität überhaupt nicht und wir wurden fast um unseren Verstand geschüttelt. Die Regenzeit ist noch nicht genügend lang vorbei und somit sind die Strassenreparaturen erst in den Kinderschuhen.
In einer grösseren Stadt änderte sich der Belag und wir waren selten so froh Asphalt zu sehen. Wir kauften eine SIM-Karte in einem langwierigen Prozess und suchten den König auf. Dieser empfing uns sogleich und wir erlebten wie besorgte Bürger ihn um Rat baten. Der ihm geschenkte Wein aus dem Tetra Pak wurde sogleich allen Anwesenden offeriert.
Beim Verabschieden um 9.30 Uhr war der König und sein bester Freund der Polizeichef bereits am zweiten Bier (6dL). Wir konnten natürlich die Einladung schlecht ablehnen, vom selbstgemachten Palmwein zu probieren und tranken ein Glas mit den angeheiterten, prominenten Männern.
Nach mehreren Pässen die uns die letzte Energie raubten, assen wir ein Brot mit Schokolade in einem kleinen Dorf. Wir boten der Familie Tee aus Nigeria an und sie gaben uns gekochte Cassavaknollen zu probieren.
In Foumban, der grössten Stadt in Kamerun bisher, suchten wir den pompösen Tempel und sahen, dass es sogar ein Museum in Form einer Schlangen-Spinnenkombination gab. Der Sicherheitsbeauftragte zeigte uns einen Raum wo wir übernachten konnten. Viele junge Männer versuchten uns zu überzeugen ihre überteuerten Figuren und sonstige Souvenirs zu kaufen. Seit langem schienen wir wieder in einem Touristenort gelandet zu sein.
Am späteren Nachmittag lud uns der junge Prinz ein, bei sich im Haus zu übernachten und wir nahmen die grosszügige Einladung an.
Aufgrund der grosszügigen Gastfreundschaft des ältesten Sohnes des Königs, entschieden wir uns einen Tag zu bleiben, um einen Einblick in das Leben eines Prinzen zu bekommen. Der zuvorkommende junge Mann und frischgebackene Vater zeigte uns den organisierten Markt und wir lernten einen Teil seiner Familie kennen. Sein Onkel lud uns grosszügigerweise in ein nobles Restaurant ein, um uns sein Lieblingsessen zu zeigen.
Der aktuelle König bzw. Sultan hat im Vergleich zu seinem Vater «nur» sieben Frauen und 23 Kinder. Sein Vorgänger hatte stolze 50 Frauen und unzählige Kinder! Was wir auch lernten ist, dass nur dem König erlaubt ist seine Beine zu überschlagen und sonst niemanden im Palastgelände.
Den seltenen Luxus von fliessendem Strom für den grössten Teil des Tages und eines Bettes verliessen wir wieder, um weiter durch die hüglige Gegend zu pedalen. Plötzlich überholte uns ein Lastwagen mit Deutschem Nummernschild und eine Frau winkte aus dem Fenster. In der nächsten Stadt unterhielten wir uns eine Weile mit dem freundlichen Paar aus Österreich. Bereits seit ungefähr zehn Jahren sind die beiden unterwegs und haben so einiges erlebt mit ihrem fahrtauglichen Zuhause. Es war schön sich wiedermal mit Gleichgesinnten auszutauschen und Erfahrungen zu vergleichen.
In Bafoussam bogen wir nach Yaoundé ab, anstatt Douala und nachdem es langsam dunkel wurde, suchten wir einen Dorfchef auf. Nach der Ankunft in seinem Palastgelände war zuerst niemand vor Ort und die Leute die wir nach einigem Suchen auf dem riesigen Gelände fanden, sahen uns nur gleichgültig an und wollten gar nichts mit uns zu tun haben. Nach einiger Zeit kam der Chef nach Hause und dieser meinte wir können nicht hierbleiben, auf unsere Frage, ob wir unser Zelt aufstellen können.
Sein Fahrer wollte uns stattdessen samt Fahrräder ins nächste Dorf zum dort herrschenden König bringen, da es dort sicherer ist und dieser Gäste empfangen kann. Also packten wir unsere Fahrräder auf die Ladefläche eines Pick-ups und standen hinten auf der Ladefläche, um sicher zu gehen, dass nichts vom Auto fällt. Da wir uns auf etwa 1600 m befanden, froren wir regelrecht während der Fahrt und mussten uns wegen den vielen Schlaglöchern richtig gut festhalten.
Angekommen, empfing uns der König freundlich und bot uns gleich ein Aperitif an. Er hat viel Gäste und deswegen seinen Palast für den Tourismus ausgebaut. Er bietet schöne Zimmer an und sein Palast ist bis ins letzte Detail verfyziert und gefüllt mit traditionellem Handwerk. Er quartierte uns grosszügigerweise in eines der Zimmer ein und beim Nachtessen mit Wein in seiner Luxuswohnung erzählte er uns von seinen Besuchen in der Schweiz.
Als wir weiterwollten, meinte ein Angestellter des Königs wir müssten noch die Rechnung begleichen. Wir waren völlig schockiert und fragten für was wir genau bezahlen müssten. Er meinte wir müssen für das Zimmer bezahlen. Da wir dem König anboten im Garten zu zelten, dachten wir das angebotene Zimmer sei eine nette Geste. Natürlich hätten wir das Zimmer abgelehnt, aber anscheinend hat die Sprachbarriere zu dieser unangenehmen Situation geführt. Wir erklärten, dass wir gar nicht genügend Bargeld hätten und somit leider nicht bezahlen können.
Zurück auf der löchrigen Strasse verloren wir stetig an Höhe und die Luft wurde zunehmend feuchter und heisser. Bald umgab uns auch der dichte Wald wieder und wir hatten die Gebirgslandschaft und die Nadelwälder definitiv hinter uns gelassen.
Seit wir die Grenze überquert hatten, fragten wir immer wieder Leute wie die Sicherheitslage sei. Eintönig meinten alle es sei sicher und das war auch unser Gefühl. Ausserdem gab es keine Nachbarschaftswachen mehr und somit trauten wir uns wiedermal in der Wildnis zu übernachten.
In Nigeria wurden wir teilweise behandelt als wären wir was Besseres und gewisse Kinder oder Frauen haben sich verneigt vor uns. In Kamerun ist das nicht mehr so und manchmal fühlt es sich fast komisch an, wie wenig sich die Menschen hier für uns interessieren.
Was sich jedoch nicht geändert hat, sind die erstaunten Gesichter, wenn wir erzählen wie sehr wir das Afrikanische Essen mögen und gar nichts anderes zu uns nehmen.
In Kamerun sind die Familien, mit Ausnahme die der Könige, viel kleiner als im Nachbarland und aus diesem Grund ist auch die Bevölkerung um ein Vielfaches geringer. Nichtsdestotrotz sehen wir täglich hunderte Kinder auf ihrem kilometerlangen Schulweg mit ihren schicken Uniformen.
Auf der Fahrt in Richtung Hauptstadt sahen wir an vielen Orten, wie bereits in vorherigen Ländern, wie die Menschen ihre Ernte auf der Strasse trockneten. Wir sahen Kakaobohnen, Chillischoten, Cassavawurzeln und Erdnüsse.
Am Strassenrand wurden viele Früchte verkauft und wir konnten nicht auf den Kauf einiger Papayas verzichten. Der Preis für drei riesige Exemplare war nur 50 Cent!
In Yaoundé angekommen, fanden wir das Haus unseres Gastgebers schnell und wurden herzlich empfangen. Jocelyn wohnt bereits vier Jahre in der Grossstadt und arbeitet als Lehrer an einer französischen Schule. Mit ihm und seinem Freund David unterhielten wir uns über das Leben im zentralafrikanischen Land und tranken einige Biere dazu.