Freetown – Grenze Liberia

(Last Updated On: Juli 31, 2019)

12. Juni – 20. Juni 2019:

Leider brach vor zwei Tagen bei Nico ebenfalls das Malariafieber aus. Darum entschieden wir uns ohne ihn weiterzufahren. Wir verabschiedeten uns bei Nico und natürlich unserem tollen, energetischen Gastgeber John. Bei der Familie bei der wir nach unserer Ankunft gewartet hatten und die letzten Tage immer einkauften verabschiedeten wir uns ebenfalls. Die Frau arbeitet unermüdlich sieben Tage die Woche von 7 Uhr bis 23 Uhr in ihrem Laden und die Kinder sind, ausser sie besuchen die Schule, immer bei ihr.

Am Tag zuvor sind wir nicht losgefahren aufgrund des heftigen Regens in den Morgenstunden. Heute fing es an zur regnen, kaum waren wir losgefahren. Nach zwei Kilometern bemerkte Fabian, dass sein Reifen platt war und wir stoppten bei einem Unterstand. Kaum angehalten, fing es richtig stark an zu regnen und wir warteten gerne noch ein wenig länger als die Reparaturarbeiten dauerten.

Der Regen liess ein wenig nach und wir versuchten unser Glück erneut. So hielten wir während den nächsten 5km mehrere Male und kamen überhaupt nicht vorwärts. Der letzte Stopp legten wir unwissend bei einer Wasserabfüllanlage ein und die nette Nigerianische Besitzerin zeigte uns kurz die Produktion. Endlich wussten wir wie diese unsinnigen Plastikbeutel mit Wasser gefüllt wurden. Um drei Uhr entschieden wir uns die Regenjacken anzuziehen und trotz des starken Regens weiterzufahren. Von heftigem Regen begleitetet und in wenigen Minuten komplett durchnässt, fuhren wir entlang der überfluteten Strasse und beobachten wie stark angeschwollene Bäche Steine und Abfall auf die Strasse spülten.

Sonnenschein prägte glücklicherweise den grössten Teil des Tages und wir konnten in den Pausen sogar unsere Schuhe trocknen. Leider vernachlässigten wir den Sonnenschutz und verbrannten uns die Arme und Gesichter, da unsere Körper seit längerem nicht mehr so exponiert waren.

Wir fuhren auf der perfekten Asphaltstrasse entlang kleiner Dörfer, bei welchen Kinder und sogar Frauen «Apoto» (weisser Mann) zuriefen und herumtanzten. An das müssen wir uns nach über einer Woche Grossstadt zuerst wieder gewöhnen. In Mile 91 stärkten wir uns und kamen mit dem 10-jährigen Knaben ins Gespräch, der das kleine Restaurant führt, wenn seine Mutter gerade weg ist. Unglaublich was für eine Verantwortung Kinder in Afrika übernehmen und was für eine Reife sie dadurch ausstrahlen.

Am Abend wurden wir einmal mehr von über einem Dutzend Dorfbewohner beobachtet, als wir unser Innenzelt in einem leerstehenden Gebäude aufstellten. Manchmal fühlt es sich an, als ob wir in einer Fernsehsendung erscheinen und uns darum alle anstarren.

Morgens um 7 Uhr kamen unsere neuen Freunde und liefen in den Raum, wo wir immer noch am Schlafen waren und fragten ob wir gut geschlafen hätten. Nach einigen Minuten verschwanden die Einheimischen und kamen eine Stunde später mit allen Kindern zurück. Bis zu unserer Abfahrt rückten uns die Kinder und Jugendlichen nicht mehr von der Pelle, da es für die Dorfbewohner so speziell war zu sehen was wir so treiben.

Wir fuhren an vielen Dörfchen vorbei, bei welchen alle Leute uns freundlich zuriefen und Wäsche auf Bambusstangen trockneten. Ab und zu füllten wir wie gewohnt unsere Wasserflachen mit Brunnenwasser. Seit Dakar schleppen wir einen qualitativ hochstehenden Wasserfilter mit, aber gebraucht haben wir ihn bisher noch nie.

Die Hauptstrasse wird nur von wenigen Autos befahren und in vielen sitzt eine weisse Person auf dem Beifahrersitz. Dies sind keine Touristen, sondern Mitarbeiter einer der vielen hier vertretenen Nichtregierungsorganisation (NGO) wie der Vereinigten Nationen (UN) oder Projekte der Europäischen Union (EU). Es werden beispielsweise Brunnen, Schulen und Krankenhäuser gebaut, um den Lebensstandard der armen Bevölkerung so ein wenig zu erhöhen.

Schnell erreichten wir Bo die zweitgrösste Stadt des Landes. Hier entschieden wir uns die neu asphaltierte Strasse nach Zimmi zu nehmen anstatt die noch im Bau befindliche Strasse über Kenema. Viele Einheimische arbeiteten unter Chinesischer Leitung an der Strasse und schaufelten von Hand den Schutt aus dem zukünftigen Strassengraben. Am Abend lernten wir sogar einen Deutschen Ingenieur kennen, der den zweiten Teil der Strassenarbeiten unter sich hat und zwei Jahre in Sierra Leone bleibt für diesen Auftrag.

Als wir uns vor einem heftigen Regenfall schützten, lernten wir den Bauer Michael kennen, der Bananen, Cassava und Ananas anpflanzt. Nach einem kurzen, angenehmen Gespräch bot er uns an, auf seiner Veranda zu übernachten.

Die Afrikanischen Dorfgeräusche weckten uns wiedermal früh und wir fragten, ob es möglich wäre etwas zum Frühstück zu bekommen. Für weniger als einen Schweizer Franken kauften zwei Frauen auf dem lokalen Markt die Lebensmittel ein und kochten ein leckeres Reisgericht für uns. Währenddessen probierten wir eine witzig aussehende Frucht und ein kräftiger Junge kletterte ohne Hilfsmittel auf eine mindestens 10 Meter hohe Palme, um ein paar Kokosnüsse zu ergattern. Nach zwei Stunden Zubereitungszeit war es Zeit um zu essen oder «chop» wie es in der lokalen Sprache heisst.

Um die Mittagszeit verabschiedeten wir uns von all den Kindern und Michael. Schnell erreichten wir die Kreuzung, wo man nach “Tiwai Island” gelangt. Diese Insel ist ein Schutzgebiet und beheimatet mehrere Primatenarten und in den umliegenden Gewässern leben Krokodile und Nilpferde. Nach einer längeren Diskussion konnten wir mit einer Familie für einen fairen Preis mitessen und unter einem Dach gratis übernachten. Tourismus hat in diesem Dorf direkt neben der Insel leider bereits die Mentalität merklich verändert, so dass die Leute für jede Kleinigkeit Geld wollen.

Da wir bereits alle Tiere, die man auf der Insel sehen kann, in den vorherigen Ländern gesehen hatten, entschieden wir uns die Gebühren für eine andere Aktivität aufzuheben. Stattdessen zeigte uns Alex ein junger, sympathischer Einheimischer verschiedene Plantagen und das Dorfleben. Wir sahen eine Kakaoplantage direkt neben einer Brotfruchtzucht. Danach besuchten wir den Naturheiler, der gleichzeitig auch Hängematten von Hand herstellt. Der alte Mann braucht normalerweise eine Woche pro Hängematte und verkauft sie für weniger als 3 CHF. Nachdem wir dem Dorfschmied gespannt beim Handwerk zuschauten, verliessen wir das kleine Dorf wieder in Richtung Hauptstrasse.

Zimmi ist die letzte grössere Stadt vor der liberianischen Grenze und wir steuerten den Ort an, um die Nacht dort zu verbringen. Nachdem wir während eines Gewitters einige nette Einheimische kennenlernten, fanden wir auch ein Fenster- und Türenloses Zimmer mitten in Zentrum.

Die entspannte Kleinstadt Zimmi lud richtiggehend ein, um ein paar Tage zu entspannen. Die Leute grüssten uns von allen Seiten mit «Ha di body» (Wie geht es dem Körper?) oder «Ha di aftanoon» (Wie geht es heute Nachmittag?) und fragten gleich weiter «What is your mission» (Was ist eure Mission?) Wir antworteten dann wir fahren langsam «small small» mit dem Fahrrad von Europa nach Südafrika und amüsierten uns über die erstaunten Gesichter.

Wenn wir nicht in unserem Zimmer entspannten, entdeckten wir den lokalen Markt oder liefen durch die Strassen und plauderten mit Leuten über Politik oder unsere Reise. An einem Nachmittag liefen wir zu einem öffentlichen Brunnen, um uns zu waschen. Die Leute waren extrem überrascht, als wir uns plötzlich direkt neben der Wasserquelle auszogen und uns den Schweiss vom Körper wuschen. Die Bewohner Afrikas haben sowieso immer das Gefühl wir wären etwas Besseres und dies nur wegen unserer Hautfarbe. Wir versuchen ihnen wiederholt klarzumachen, dass wir alle nur Menschen sind und wenn sie sich hier waschen können, können wir das genauso.

Nachdem wir uns von allen unseren neugewonnenen Freunden verabschiedet und unsere Reise neuen interessierten Einheimischen erklärten hatten, verliessen wir den ruhigen und friedlichen Ort. Anfangs konnten wir noch die neue asphaltierte Hauptstrasse benutzen, mussten dann aber schnell auf die alte Piste durch den dichten Wald ausweichen wegen der Baustelle. In einem kleinen Dorf füllten wir unsere Wasserflaschen und halfen einem Motorradfahrer die Kette neu einzuhängen, da er das nötige Werkzeug nicht besass.

Am Grenzort Jendema angekommen, lernten wir einen Polizisten während dem Trinken eines lokalen Tees genannt «attaya» kennen. Dank ihm durften wir in einem Raum in der Polizeistation übernachten. Die Anwesenden Polizisten waren ganz ausser sich, als wir ihnen erzählten, dass das in der Schweiz nie möglich wäre.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert