Cotonou – Grenze Nigeria

(Last Updated On: Oktober 22, 2019)

7. Oktober 2019 – 21. Oktober 2019:

Unsere Gastgeber in Cotonou, Devidyal und Brandon, unterrichten beide an einer internationalen Schule. Nach drei Jahren in China, sind sie jetzt bereits über zwei Jahre in Westafrika. Ihre Tochter Trinidad besucht praktischerweise dieselbe Schule. Im Gegensatz zu den beninischen Schulen, müssen die Schüler keine Uniform tragen. Viele der einheimischen Schüler müssen mit völlig zerlöcherten und verwaschenen Uniformen zu Schule und somit verfehlt die strikte Kleidungsregel ihren Zweck.

Die Familie hat einen Gärtner und einen Koch, die sich jeden Tag um das Haus kümmern und warme Mahlzeiten zubereiten. Dank der Grosszügigkeit durften wir ebenfalls von diesem Luxus profitieren und waren extrem froh, ausnahmsweise nicht Restaurants in der Gegend aufzusuchen. So konnten wir uns wirklich auf die Regeneration und Organisation der Visen konzentrieren.

Bereits an unserem ersten Tag in Cotonou besuchten wir die Botschaften von Kamerun, Gabun und Nigeria und statteten dem Schweizer Konsulat einen Besuch ab. Für das Nigeria Visum braucht man unbedingt eine Residenz (Wohnaufenthaltsbestätigung) Benins. Diese können wir unmöglich bekommen, da man sechs Monate im Land sein muss, um diese beantragen zu können. Valérie, die Schweizer Konsulin interessierte sich sofort für unser Projekt und sie versprach uns den Nigerianischen Botschafter anzurufen.

Das Hauptproblem mit den Visen für Kamerun und Gabun ist, dass man das genaue Einreisedatum angeben muss. Da wir zuerst wissen müssen, ob wir überhaupt nach Nigeria einreisen können, müssen wir mit der Beantragung dieser Visen noch abwarten.

Ein weiterer Besuch bei der Nigeriabotschaft zeigte uns, dass es keinen Wert hat. Denn sogar die Nigerianer waren verzweifelt ab den Verhaltensweisen der Mitarbeiter in der Botschaft. Wir wurden nicht mal ernst genommen und nach wenigen Minuten mit gesenkten Köpfen wieder weggeschickt.

Nachdem Valérie den Botschafter angerufen hatte, um ihm unsere spezielle Situation näherzubringen, durften wir mit unseren Unterlagen beim Immigrationsverantwortlichen vorsprechen. Dieser war wie sein Kollege eher unfreundlich und machte uns klar, dass wir eine Einladung von jemanden aus Nigeria brauchen.

Also fragten wir unsere Kontakte in Nigeria, welche wir in den letzten Wochen organisierten, ob uns jemand einen Einladungsbrief schreiben kann. Jeevan, ein Inder der in Nigeria Direktor einer Firma ist, schrieb uns direkt ein Einladungsschreiben. Mit allen nötigen Unterlagen fuhren wir bereits zum vierten Mal zur Nigerianischen Botschaft. Der Immigrationsverantwortliche Mr. Nura begrüsste uns überraschend freundlich und sagte uns sehr direkt, dass er uns kein Visum ausstellen kann. Angeblich hat er seine Vorgesetzten in Nigeria angerufen und die haben ihm klargemacht, dass er keine Visen ausstellen soll. Wahrscheinlich wollte er aufgrund der aktuellen Sicherheitslage keine Verantwortung übernehmen.

Wir waren völlig entsetzt und fragten was die Alternative wäre. Er meinte es gebe noch das «Visa on Arrival», welches aber nur für Geschäftsleute sei. Nach einer Erklärung wie wir das angehen sollen, verliessen wir geknickt die Botschaft.

Natürlich wussten wir seit Wochen schon Bescheid über dieses im Internet erhältliche Business Visum. Wir wollten einfach zuerst den legalen bzw. korrekten Weg über die Botschaft versuchen. Jedoch wussten wir von anderen Reisenden, dass dieses Unterfangen praktisch unmöglich ist.

Somit kontaktierten wir Jeevan, den wir über Instagram kennengelernt haben. Er klärte mehrmals ab, welche Dokumente wir genau brauchen und leitete alles in die Wege. Trotz seiner Abwesenheit aufgrund einer Geschäftsreise, war er Tag und Nacht mit uns im Kontakt und beantwortete geduldig alle unsere Fragen.

Ein paar Tage später hatten wir alle nötigen Dokumente und füllten das anfangs schwerverständliche und unendlich lange Antragsformular aus. Mitten im Prozess knallte ein Blitz die Sicherung im Haus raus und wir mussten improvisieren, damit wir wieder Internetzugang für die Bezahlung hatten.

Eineinhalb Tage später kam zum Glück die Bestätigung und wir waren erstmal erleichtert. Denn trotz Bestätigung, heisst das noch lange nicht, dass Sie uns auch wirklich ins Land lassen werden. Die Dokumente, welche wir erstellt haben, waren natürlich alle frei erfunden und die Firma stellte nicht wirklich zwei Schweizer Fahrradfahrer an.

Cotonou ist die wirtschaftliche Hauptstadt und durch den Hafen ein wichtiges Handelszentrum für die Länder ohne Meerzugang, wie Mali, Niger und Burkina Faso. Exportiert werden vor allem Erdölprodukte, Bauxit und Eisen.

Der Dantokpa Markt ist einer der grössten Märkte Westafrikas. Man kann wirklich alles kaufen und kann sich schnell verirren in den engen Passagen. Mit unseren Fahrrädern kamen wir knapp durch und mussten immer wieder Männer und Frauen ausweichen, welche schwere Säcke, Fuhrwerke oder andere Dinge durch den Markt transportierten.

Nach langem Herumfragen fanden wir endlich den Teil des Marktes mit den Voodoo Gegenständen. In Togo muss man viel bezahlen, um überhaupt Zugang zum Markt zu bekommen. Hier ist der Markt weniger touristisch und man sollte nur bezahlen, wenn man Fotos machen will. Die Stände waren voll mit toten Tieren. Es gab Krokodil-, Pferde, Schimpansen und Antilopenköpfe. Der süssliche Geruch in der Luft war nicht so angenehm und erinnerte einen, dass man Tierkadaver normalerweise vergräbt oder verbrennt.

Auf dem Markt sahen wir, wie schon auf der Fahrt durch das Land, wieder viele Leute mit Ziernarben im Gesicht. Dies wird Skarifizierung oder Narbentatauierung genannt und ist in   den ländlichen Gegenden Benins weit verbreitet. Anhand des Musters kann man die Leute ihren jeweiligen Völkern zuordnen. Im Landesinneren haben wir sogar selber gesehen wie ein älterer Mann seine Grosskinder unter der Brust skarifiziert hat. Einfach mit einer Rasierklinge, ohne Desinfektion und Verband.

Seit längerer Zeit hatten wir keine Malariainfektion mehr und waren froh darüber mit voller Energie ausgestattet zu sein. Leider traf es in Cotonou Adrian wieder einmal. Zum Glück waren nach der dreitätigen Behandlung die Symptome wieder weg und er fühlte sich besser.

In Lomé hatten wir bisher die meisten Moskitos in Westafrika. Nicht nur in der Dämmerung wurden wir regelrecht attackiert, sondern auch schon morgens. Besonders nach starken Regenfällen konnten wir uns kaum ausserhalb des Moskitonetzes aufhalten, ohne vollgestochen zu werden. Auch die stärksten Moskitosprays nützten da nichts mehr. In Benin hatte es nicht übermässig viele Moskitos, aber trotzdem hatten wir jeden Tag Stiche.

Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit heilen Wunden extrem schlecht. Fabian wurde in Ghana von einem Insekt gestochen und hatte wochenlang Probleme mit dieser Wunde. Plötzlich war die Wunde so vereitert, dass er im Spital Antibiotika und Desinfektionsmittel besorgen musste. Typisch afrikanisch ging während der Behandlung der Wunde im Spital der Strom aus und es war stockdunkel.

Während dem längeren Aufenthalt in Cotonou, entwickelten wir eine Freundschaft mit Valérie und sie lud uns grosszügigerweise mehrmals bei sich zum Essen ein. Wir genossen die interessanten Gespräche in der entspannten Atmosphäre.

Seit dem 20. September ist die Grenze zwischen Nigeria und Benin offiziell geschlossen. Alle Leute die wir fragten, sagten etwas Anderes und wir waren nicht sicher, ob wir überhaupt die Grenze überqueren können. Die Grenze haben die Nigerianer aufgrund Schmuggels von Benzin und Lebensmitteln in beide Richtungen geschlossen.

Am Tag, wo unser Visum für Nigeria begann, machten wir uns also auf zur Grenze, in der Hoffnung alles würde klappen. Denn unser Beninvisum lief am gleichen Tag aus und darum gingen wir ein ziemlich grosses Risiko ein.

Schnell erreichten wir die Grenze und bekamen auch den Ausreisestempel für Benin, bevor wir uns mit dem Nigerianischen Einreiseverfahren beschäftigten.

In Benin war unser Fokus ganz klar auf dem Nigeria Visum. Wir verbrachten zwei Wochen in Cotonou und konnten zwar entspannen, aber waren auch sehr angespannt wegen der unsicheren Fortsetzung unserer Reise. Trotz allem sahen wir einiges von diesem kulturell stark geprägten Land und machten nette Bekanntschaften.

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